Die jährlich erscheinende Studie zum Bildungsmonitor zeigt auch 2023 die großen Unterschiede und Probleme im deutschen Schulsystem auf. Das Ergebnis scheint ernüchternd. Im Vergleich zu 2013 konnten sich nur zwei Bundesländer wesentlich verbessern. Ein Überblick.
Im Auftrag der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat das Institut der deutschen Wirtschaft die Schul- und Bildungspolitik der sechzehn Bundesländer verglichen. Dabei untersuchten die Studienautoren die Fort- und Rückschritte der Bundesländer in 13 Handlungsfelder mit insgesamt 98 einzelnen Indikatoren. Zudem wurden die Ergebnisse mit dem Bildungsmonitor von 2013 verglichen mit dem Ergebnis, dass die Qualität der Bildung sich in beinah allen Bundesländern verschlechtert hat. Die durchschnittliche Punktzahl der Bundesländer sank um 2,5 Punkte in Vergleich zu 2013 auf 47,1 Punkten in diesem Jahr.
Saarland und Hamburg als Ausnahme

Im Vergleich zu 2013 konnten sich nur zwei Bundesländer in den untersuchten Feldern deutlich verbessern, das Saarland mit +7,1 Punkten und Hamburg mit +5,4 Punkten. Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen konnten mit leichten Steigerungen (+0,2 bis 0,7 Punkten) ihr Niveau in der Bildungs- und Schulpolitik halten. In den übrigen Bundesländern fiel das Niveau. Am ausgeprägtesten war dies in Baden-Württemberg mit -9,6 Punkten. Danach folgen Bremen mit -8,5 Punkten und Sachsen-Anhalt mit -5,4 Punkten.
Die Kategorien, die sich seit 2013 bundesweit am schlechtesten entwickelt haben, sind die Vermeidung von Bildungsarmut mit -17,5%, die Schulqualität -28,2% und die Integration -38,8%. Dem Gegenüber stehen positive Entwicklungen in den Bereichen Betretungsbedingungen mit +17,1%, die Verbesserung der Förderinfrastruktur mit +18,4% und die Internationalisierung mit +20,5%.
Lichtblick Sachsen
Mit 6 Punkten vor dem Zweitplatzierten Bayern führt Sachsen den Bildungsmonitor 2023 deutlich an. Sachsen liegt bei vier der untersuchten Handlungsfelder an der Spitze: im Bereich der Bekämpfung der Bildungsarmut, der Forschungsorientierung, der Schulqualität und der Förderinfrastruktur. Allerdings ist nicht alles rosig im Freistaat Sachsen: So liegt das Bundesland unter dem Bundesdurchschnitt in den Bereichen Betreuungsrelationen, der Digitalisierung sowie der Zeiteffizienz.
Auch beim insgesamt letztplatzierten Bremen gibt es Lichtblicke, so ist es bundesweit am besten im Bereich der Betreuungsrelationen und konnte ebenfalls gute Plätze in den Bereichen Digitalisierung, Zeit- und Inputeffizienz sowie Hochschule/MINT erreichen. Auf der anderen Seite wurde Bremen letzter in den Feldern Schulqualität, der Bekämpfung von Bildungsarmut, Integration, Förderinfrastruktur und Ausgabenpriorisierung.
Studie rät zum Sozialindex
Eine gute Bildung ist laut den Studienautoren weiterhin zentral, um im späteren Berufsleben besser Chancen zu haben, das Risiko für Altersarmut zu senken und für eine bessere Teilhabe in der Gesellschaft. Um diese Ziele zu erreichen, fordert die Studie, die herkunftsbedingten Ungleichheiten in den Schulen stärker auszugleichen und abzubauen. Ein Vorschlag, um dies zu erreichen, wäre auf Grundlage eines Sozialindex zu investieren. Schulen, die vor besonders großen Herausforderungen stehen, sollten besonders gefördert werden, um so z. B. mehr Personal für die Bewältigung der Herausforderung zur Verfügung zu haben.
Dem Lehrkräftemangel könne man durch eine bessere Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigern entgegengewirken. Neue Lehrkräfte sollten zudem schon während der Ausbildung mehr Kenntnisse im Bereich IT und digitale Medien erhalten, um so die Schülerinnen und Schüler in diesem für die Zukunft wichtigen Feld besser unterstützen zu können. Hierzu gehört es auch, den Umgang und das Verständnis von Künstlicher Intelligenz auszubauen.
Kritik an der Studie
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft legt als wirtschaftsnahe Gruppe auch bei ihren Untersuchungen Wert auf ökonomische Handlungsfelder. So wird bereits in der Einleitung klargestellt, dass die Studie explizit eine bildungsökonomische Sichtweise einnimmt. „Die Ergebnisse der Studie sind vor diesem Hintergrund zu interpretieren und einzuordnen.“
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Sachsen, Burkhard Naumann, kritisiert dies. „Der Bildungsmonitor ist ein marktwirtschaftliches Benchmarking und kein Qualitätsmonitor der Bildung“. Unter anderem kritisiert er, dass die Schulqualität in der Studie nur am Ergebnis von Kompetenztest gemessen würde, weitere Faktoren, die für eine gute Bildung notwendig sind, wie die digitale Ausstattung oder Inklusion werden laut Burkhard vernachlässigt.
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Deine Lehrerinsel-Redaktion
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