Fake News, Hate Speech, Cybermobbing: So macht ihr eure Schüler fit für das Leben im digitalen Raum
„Das Internet ist für uns alle Neuland […].“ – es ist keine zehn Jahre her, als Angela Merkel im Juni 2013 mit diesem Satz für die ein oder andere hochgezogene Augenbraue gesorgt hat. Keine Frage; „damals“ waren das Internet und die Digitalisierung absolut noch nicht so weit wie heute (Und ja: Wir könnten heute ganz klar noch weiter sein, aber das ist ein anderes Thema.), aber von „Neuland“ hätten selbst damals wohl trotzdem die Wenigsten gesprochen. Denn das Internet war auch 2013 schon in fast allen Lebensbereichen präsent – von der E-Mail im Büro über die Recherche fürs Referat in der Schule oder die Hausarbeit in der Uni – und hat unser Leben an vielen Stellen vereinfacht. Stichwort: An faulen Sonntagen Essen nach Hause bestellen.
Dieser Blogbeitrag soll allerdings keine Lobeshymne auf das Internet werden. Ganz im Gegenteil: Viel mehr wollen wir diesmal auf die Gefahren und Risiken eingehen, die das World Wide Web mit sich bringt. Dass Fake News, Hate Speech und Cybermobbing traurige Realität sind, ist aber sicher jedem von euch klar.
Deswegen gehen wir in diesem Beitrag einen Schritt weiter und geben euch Tipps an die Hand, wie ihr eure Schülerinnen und Schüler für diese Themen sensibilisieren und für das Leben im digitalen Raum fit und vor allem stark machen könnt.
Fake News – oder: Warum ein gewisses Maß an Skepsis nicht verkehrt ist
Im Internet werden häufig Dinge behauptet und vorsätzlich als vermeintliche Wahrheiten verbreitet, die absolut an den Haaren herbeigezogen sind: Von der Dolchstoßlegende, über die Behauptung dass Michael Jackson doch noch lebt bis hin zum „Fakt“, dass uns mit der Corona-Impfung Mikrochips eingepflanzt werden, ziehen sich Beispiele für Fake News durch die Geschichte.
Dass man keine sieben Jahre Unglück hat, wenn man einen Kettenbrief nicht weiterschickt, ist recht offensichtlich und den meisten klar. Mittlerweile gibt es aber auch Falschmeldungen oder Deep Fakes, die so gut gemacht sind, dass sie auf den ersten und vielleicht sogar auf den zweiten Blick, gar nicht als solche zu erkennen sind. Gerade junge Menschen, die meist noch leichter zu manipulieren oder zu beeinflussen sind, fallen Fake News zum Opfer.
Die JIM-Studie, eine repräsentative Umfrage unter 12- bis 19-Jährigen, hat sich in 2022 mit Fake News beschäftigt und herausgefunden, dass diese zwar immer häufiger wahrgenommen werden, trotzdem aber selten dagegen vorgegangen wird. Ein Blick in die Quellen dient jungen Menschen mehr und mehr dazu besser einschätzen zu können, ob etwas wahr ist oder nicht. Längst lassen sich die in der Studie Befragten nicht mehr von Followerzahlen oder blauen Haken als Zeichen für Glaubwürdigkeit beeinflussen. Auch die Eltern werden oft zurate gezogen oder die Kommentarspalten auf Kommentare überprüft, die den Inhalt der Meldung ggf. anzweifeln.
Fake News in der Schule begegnen
Die JIM-Studie zeigt, dass der Nachwuchs auf einem guten Weg ist, das Internet und die Meldungen, die man dort findet, mit einem gesunden Maß an Skepsis zu betrachten. Doch auch in der Schule können Lehrkräfte dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Falschmeldungen fit zu machen. Stichwort: Medienkompetenz.
Im Fach Deutsch könnt ihr gemeinsam mit eurer Klasse Quellen- und Recherchearbeit zum Thema machen und der Frage auf den Grund gehen, woran man eine seriöse Quelle erkennt.
In Geschichte lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit: Sind Fake News ein Phänomen unserer Zeit? Oder sind auch frühere Generationen schon von dem Problem betroffen gewesen? Nicht nur in Bezug auf die Nazi-Propaganda lassen sich hier viele historische Beispiele finden, die dieses aktuelle Thema in den geschichtlichen Kontext bringen.
Und auch im Politikunterricht finden sich Möglichkeiten, Fake News in den Fokus zu setzen. Findet im Unterricht gemeinsam Beispiele dafür, wie die weltpolitische Willensbildung funktioniert und wo falsche Behauptungen die Menschen und damit die Politik beeinflusst haben.
Hate Speech – Welche Auswirkungen Hass im Netz haben kann
Bei der Recherche für diesen Blogbeitrag haben wir uns etwas erschrocken. Auf die Frage, ob der junge, 25-jährige Kollege schon einmal mit Hate Speech in Berührung gekommen sei, war er sich sicher „Nein, habe ich noch nicht erlebt.“. Im weiteren Gespräch wurde aber klar, dass er beim Zocken schon üble Beleidigungen einstecken musste, die man sehr wohl als Hate Speech interpretieren darf. Der Kollege war also schon mit Hass im Netz konfrontiert, hat ihn aber gar nicht als solchen wahrgenommen. Stumpfen wir ab? Oder machen wir das Problem größer als es ist?
Zunächst eine kurze Definition: „Hate Speech bezeichnet sprachliche Ausdrucksweisen von Hass mit dem Ziel der Herabsetzung und Verunglimpfung bestimmter Personen oder Personengruppen.“ (Danke, Wikipedia). Das kann also von vergleichsweise harmlosen Ausdrücken wie „Du Opfer!“ bis hin zu richtig üblen Beleidigungen gehen, die bis weit unter die Gürtellinie gehen. Dabei zielt Hass im Netz besonders häufig auf die Sexualität oder das Äußere anderer ab.
Schauen wir uns die Zahlen dazu an und steigen mit einer niederschmetternden Zahl an: Jeder Fünfte gibt zu, selbst schon einmal einen abwertenden oder beleidigenden Post ins Internet gesetzt zu haben. Das ist – finden wir – eine ganze Menge. Kein Wunder also, dass ein Drittel der Jugendlichen die eigene Meinung nicht mehr öffentlich postet, einfach aus Angst vor negativen Reaktionen.
Mädchen kommen auf Instagram und TikTok am meisten mit Hate Speech in Kontakt, Jungs begegnet sie eher auf Twitter, Discord und Twitch. Besonders in den Kommentarspalten wird der Hass im Netz oft wahrgenommen, aber auch hasserfüllte Posts schieben sich nicht gerade selten in die Feeds.
Wie gehen junge Menschen dagegen vor? Wie im vorherigen Absatz bereits erwähnt, behalten viele ihre Meinung aus Angst vor Hate Speech lieber gleich für sich. Wenn der Hass auf Personen abzielt, die man selbst nicht näher kennt, dann wird das oft einfach ignoriert. Ist man selbst oder der Freundes- und Bekanntenkreis betroffen, werden Absender von Hassbotschaften blockiert oder ignoriert.
Wie kann man in der Schule gegen Hate Speech vorgehen?
Das Zauberwort ist an dieser Stelle „Sensibilisierung“. Macht euren Schülerinnen und Schülern deutlich, wie wichtig ein respektvoller Umgang miteinander ist und das auf „der anderen Seite“ immer ein echter Mensch steckt.
Geht darauf ein, wo Meinungsfreiheit anfängt und wo sie aufhört. Was darf man sagen, was nicht? Das Wissen um diese Dinge stärkt euren Schülerinnen und Schülern in zweifacher Hinsicht den Rücken: Zum einen ermutigt ihr sie, ihre eigene Meinung zu vertreten, zum anderen lernen sie, einzuschreiten, wenn aus „Ich darf doch wohl meine Meinung sagen?“ plötzlich Hate Speech wird.
Sprecht mit eurer Klasse über Hass im Netz. Viele eurer Schülerinnen und Schüler werden, so traurig es ist, bereits Erfahrungen damit gemacht haben. Zeigt ihnen, dass es keinen Grund gibt, sich wegen Anfeindungen anderer zu schämen, sondern dass es vielmehr andersherum ist: Die, die Hass verbreiten, sind die, die sich schämen sollten und denen man Kontra geben muss – auf vernünftige Art und Weise!
So lernen eure Schülerinnen und Schüler, was Zivilcourage bedeutet und wie wichtig Respekt vor anderen ist.
Cybermobbing – Wenn Mobbing auch nach dem Schlussgong weitergeht
Die meisten von uns sind durch ihr Smartphone von morgens bis abends erreichbar (An dieser Stelle möchten wir euch unseren unseren Blogbeitrag für die perfekte Me-Time ans Herz legen!). Eine Push-Benachrichtigung jagt die nächste. Dabei ist die Info, dass die Tagesschau einen neuen Post geteilt hat, zwar eine kurze Ablenkung, beschäftigt uns aber letztendlich nur kurz.
Ganz anders liegt der Fall bei Schülerinnen und Schülern, die von Cybermobbing betroffen sind. Hier sorgt jedes Klingeln des Handys, das eine neue Benachrichtigung anmeldet, für Herzrasen und schlechte Gefühle. Das Mobbing ist nicht mehr auf den Schulhof begrenzt, sondern ist permanent, rund um die Uhr, ein Thema. Ähnlich wie beim analogen Mobbing, kriegen Eltern auch das digitale Mobbing oft nicht mit und die Betroffenen sind – sei es aus Scham oder Angst – mit ihren Gefühlen und Sorgen allein. Und das eben nun 24/7.
Cybermobbing ist dabei ebenso vielfältig, wie Hate Speech. Von einem blöden Kommentar unter dem neuesten Profilbild im sozialen Netzwerk, den natürlich jeder sehen kann, bis hin zu hässlichen Nachrichten direkt auf das eigene Handy bietet die moderne Technik heutzutage viel mehr Angriffsfläche und Möglichkeiten andere fertig zu machen als früher.
Das ist genauso schlimm wie es sich anhört. Leider, und das zum Leidwesen von Mobbing-Opfern, gibt es kein spezielles „Mobbing-Gesetz“ das Betroffenen unmittelbar hilft. Lediglich verschiedene Tatbestände, wie „Beleidigung“, „Nötigung“ oder „Üble Nachrede“, decken aktuell juristisch ab, was beim Mobbing passiert.
Cybermobbing in der Schule zum Thema machen
Passende Ausgaben zum Thema
- Fake News von :in Deutsch
- Die Macht der Sprache von Deutsch betrifft uns
- Internationale Beziehungen verstehen von Politik betrifft uns