Die Wahl der weiterführenden Schule ist wohl die wichtigste Entscheidung am Ende der Grundschulzeit. Da ist die Kommunikations- und Diagnosekompetenz aller gefragt, um Schülerinnen und Schüler individuell einzuschätzen. Es ist nicht immer leicht, gewonnene Erkenntnisse mit der Erwartungshaltung der Eltern und der Kinder in Einklang zu bringen. Denn: Bei der Wahl der weiterführenden Schule ist der Elternwille ausschlaggebend.
Terminierung
Da vielerorts bis spätestens Ende Januar alle Gespräche geführt sein sollten, empfehlen erfahrene GrundschullehrerInnen, bereits im Herbst mit den ersten Beratungsgesprächen zu beginnen. Bei Kindern, deren beständige Leistungen für eine sichere Prognose sprechen, könnte das Gespräch also im Oktober/November stattfinden. Bei der Terminvergabe sollte berücksichtigt werden, dass Zeitfenster offenstehen, die (auch) für berufstätige Erziehungsberechtigte zu realisieren sind.
Einbeziehung pädagogischer Fachkräfte
Das Beratungsgespräch liegt in erster Linie im Verantwortungsbereich der Klassenleitung. In Konferenzen mit anderen Fachlehrerinnen und -lehrern tauscht sie sich über die jeweilige Einschätzung zum Leistungsstand und Lernverhalten der einzelnen Kinder aus. Sicher ist es in Einzelfällen sinnvoll, wenn weitere Fachkräfte am Beratungsgespräch beteiligt sind. Die Kooperation mit dem/der ErzieherIn oder einer sozialpädagogischen Fachkraft, die als Bezugsperson auch außerhalb des Unterrichts mit dem Kind im Kontakt steht (z. B. im Hort), ist für ein Beratungsgespräch ebenfalls sehr empfehlenswert.
Einbeziehung des Schülers
Es ist von Vorteil, wenn Schülerinnen und Schüler gelernt haben, sich als Lernende selbst einzuschätzen. Viele Lehrkräfte stellen für die Selbstreflexion Fragebögen zur Verfügung. Damit können die Lernenden ihre eigenen Leistungsfähigkeiten und die Sozial- oder Methodenkompetenz bewerten. Meist schätzen sich die Kinder ziemlich realistisch ein und haben ein genaues Bild von ihren Stärken oder Schwächen. Im Beratungsgespräch sollten die Wünsche der Kinder, ihre persönlichen Ziele und Vorstellungen unbedingt berücksichtigt werden. Denn sie sind für das Selbstvertrauen sowie die Selbstbestätigung und den erfolgreichen weiteren Bildungsweg unabdingbar.
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Grundsätzlich wollen Eltern/Erziehungsberechtigte das Beste für ihr Kind. Somit wollen sie nach der Grundschulzeit die beste weiterführende Schule. Dennoch ist ihr Kontakt zur Schule unterschiedlich intensiv ausgeprägt. Da sind zum einen die Erziehungsberechtigten, die sich mit viel Bildungsverantwortung und Engagement von Anfang an um alle schulischen Belange kümmern, sich regelmäßig über die Lernfortschritte ihres Kindes sowie über das Klassen- bzw. Schulleben informieren. Zum anderen sind da die Erziehungsberechtigten, die selten oder auch gar nicht zu schulischen Veranstaltungen erscheinen und auch Gesprächsangebote nicht wahrnehmen. Die Gründe dafür reichen von De sinteresse, mangelndem Selbstwertgefühl über Sprachbarrieren bis hin zu Scham. Immer wieder kommt es vor, dass Erziehungsberechtigte erst zu Beginn des letzten Grundschuljahres aufmerksam werden und die Bedeutung der Leistungsbeurteilung für den weiteren Bildungsweg ihres Kindes wahrnehmen. Dennoch gilt, allen Erziehungsberechtigten unvoreingenommen ihre Fragen, Ängste und Sorgen ernst zu nehmen.
Während des Beratungsgesprächs sollten Lehrkräfte bedenken, dass die meisten Erziehungsberechtigten …
- gute Startchancen für ihr Kind möchten – egal, ob das Kind sie später nutzt oder nicht;
- der Überzeugung sind, ihr Kind könne mehr leisten, auch wenn es sie vielleicht bislang eher enttäuscht hat;
- ihrem Kind beim Lernen Unterstützung bieten möchten und sich dabei oft mehr zutrauen als wahrscheinlich gerechtfertigt und möglich ist;
- bei Problemen, wie Lernschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten die Schuld zunächst eher im schulischen Umfeld suchen werden als bei sich selbst oder im familiären Umfeld;
- oft ihre Angst vor einem möglichen Scheitern ihres Kindes nicht zugeben möchten, können oder wollen;
- Hoffnung auf einen späten Entwicklungsschub haben (Stichwort: SpätentwicklerIn)
- einige Kinder aus ihrem persönlichen Umfeld kennen, die auch ohne passende Empfehlung in der weiterführenden Schule erfolgreich waren und gute Bildungsabschlüsse gemacht haben.
Noten allein geben keine Auskunft
Bei den Entwicklungsgesprächen wollen Erziehungsberechtige vor allem wissen, wie ihr Kind lernt. Für die Wahl der weiterführenden Schule ist das „Wie“ entscheidend. Noten allein geben darüber keine Auskunft. Im Rahmen der Entwicklungsgespräche ist es wichtig, den Familien, die oft schon den Bildungsabschluss im Blick haben, Ängste zu nehmen und Vorurteile zu entkräften. Keinem Kind wird mit dem Übergang z. B. auf die Realschule ein Weg verwehrt. Alle Schulabschlüsse können auf jeder Schulart angestrebt werden. Dem Beratungsgespräch zum Übertritt zur weiterführenden Schule sind in der Regel Elternsprechtage (mindestens einmal pro Schuljahr) und/oder individuelle Gesprächstermine vorausgegangen.
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Stärken wertschätzend betrachten
Im Gespräch sollte der Fokus in der Betrachtung des Kindes und seiner Kompetenzen liegen. Jede/r SchülerIn hat Stärken, die wertschätzend betrachtet werden sollten. Die Betrachtung der Noten sollten nie ohne Zusatzinformationen zum Leistungsstand und zur Lernkompetenz erfolgen. Folgende Aspekte sollten herangezogen werden, um einerseits ein umfassendes Bild der Lernkompetenz des jeweiligen Kindes zu zeichnen und andererseits den Eltern hilfreiche Informationen liefern, die für die Wahl der weiterführenden Schule entscheidend sind:
- Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit
- Durchhaltevermögen
- Zielstrebigkeit
- Willensstärke
- Ordnungssinn
- Sozialkompetenz
- Resilienz
Ebenfalls entscheidend für die Schulwahl sind folgende Aspekte:
- Lerntempo: Kommt eine Schule, die mehr Rücksicht auf Leistungsunterschiede und individuelle Lernbedürfnisse nimmt, infrage? Oder eine, die Leistung und regelmäßigen Einsatz fordert? Hier kann z. B. erfragt werden, ob der/die SchülerIn beim Erledigen von Hausaufgaben und dem Lernen für Klassenarbeiten viel Ansporn und Unterstützung braucht.
- Selbstständiges/selbsttätiges Lernen: Wäre eine weiterführende Schule, die selbstständiges Lernen voraussetzt, die geeignete Schulart für dieses Kind?
- Förderbedarf: Schwächen schwächen, Stärken stärken – wäre eventuell eine Schule mit einem Ganztagsangebot und gezielten Förderkonzepten die bessere Wahl?
Die Bedeutung der Zweitwunschschule
Wichtig ist auch der Hinweis für die Eltern, dass ihre Erstwunschschule ggf. eine extrem nachgefragte Schule sein könnte. Verfügt das Kind dann nicht über den erforderlichen Notendurchschnitt, sollten die Erziehungsberechtigten darin bestärkt werden, die Zweitwahlschule als Erstschule zu benennen, um sich diesen zu sichern. Schulen berücksichtigen bei der Platzvergabe meist die SchülerInnen, deren Erstwunschschule sie selbst ist. Können dann noch weitere Plätze vergeben werden, werden auch SchülerInnen mit dem Zweit- oder Drittwunsch genommen.
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
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