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Startchancen-Programm

Startchancen-Programm
Startchancen-Programm © note thanun - Unspalsh

Mit dem Startchancen-Programm möchte die Bundesregierung die sozialen Ungleichheiten in der deutschen Bildungspolitik entgegenwirken. Dafür sollen 4000 Schulen in den nächsten zehn Jahren unterstützt werden.

Verschiedene Studien zum deutschen Bildungssystem kommen immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Schülerinnen und Schüler aus sozioökonomischen schwachen Familien oder aus Familien mit einem Migrationshintergrund erreichen seltener höhere Bildungsabschlüsse und verlassen häufiger die Schule ohne einen Abschluss. Die Bundesregierung und die Länder wollen deshalb mit dem Startchancen-Programm der Kopplung zwischen dem Schulerfolg und der sozialen Herkunft entgegenwirken und dafür in den nächsten zehn Jahren 20 Milliarden € zusätzliche Förderung für die Schulen bereitstellen.

Zusätzliche Förderung für 4000 Schulen

Bereits 2021 im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, die Bildung von Kindern und Jugendlichen aus sozioökonomischen schwachen und migrantischen Familien zu unterstützten. Mit dem Startchancen-Programm sollen insgesamt 4000 allgemeinbildende Schulen sowie Berufsschulen mit jährlich zwei Milliarden Euro gefördert werden, wobei sich die Länder und der Bund die Kosten teilen. Insgesamt könnten so 1 Millionen Kinder und Jugendlichen von dem Programm profitieren. Ein besonderer Fokus wird auf die Förderung der Grundschulen gelegt, denn 60% der Mittel sollen in die frühzeitige Förderung von Kindern fließen.

Trotz der aktuellen Debatten um den Bundeshalt und die zukünftige Finanzierung durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Klima- und Transformationsfond scheint das Startchancen-Programm nicht davon betroffen zu sein. Nach der Einigung des Bundes mit den Ländern auf ein Eckpunktepapier wird das Programm zum Schuljahr 2024/25 starten können.

Soziale Kriterien sollen stärker berücksichtigt werden

Das Besondere beim Startchancen-Programm, dass Geld wird nicht mehr alleine wie bisher über den „Königsteiner Schlüssel“ verteilt, sondern es wird gezielter nach sozialpolitischen Kriterien zugewiesen. Bundesländer, welche vor besonders großen bildungs- und sozialpolitischen Herausforderungen stehen, sollen so mehr Geld für die Förderung erhalten. Jedes Bundesland verteilt das Geld dann selbstständig an die Schulen, die einen besonderen Förderbedarf haben.

In NRW wird die Auswahl vom Schulministerium getroffen, welches dafür den Schulsozialindex als Grundlage der Entscheidung nutzt. Der Schulsozialindex nutzt 4 Kriterien zur Einordnung. Hierzu zählen die Kinder und Jugendlichen im Einzugsgebiet einer Schule. die von Armut betroffen sind. Der Anteil von Familien in denen deutsch nicht die Muttersprache ist, sowie die Familien mit Migrationshintergrund. Zudem werden die Schülerinnen und Schüler, welche eine besondere Förderung im Bereichen Lernen und emotionale sowie soziale Entwicklung benötigen, berücksichtigt.

Drei Säulen der Förderung

Das Startchancen-Programm ruht auf drei Fördersäulen. Die erste Säule, die 40% der Mittel ausmachen, sind Investitionen in die Infrastruktur der Schulen. Hierzu zählen beispielhaft moderne Lernräume, Anpassungen für ein verbessertes inklusives Lernen und eine Verbesserung der Arbeitsbereiche von Lehrerinnen und Lehrern. Mit 30% Förderung sollen sogenannte „Chancenbudgets“ für die Schulen als zweite Säule geschaffen werden. Mit diesem Budget sollen die Verantwortlichen vor Ort speziell für ihre Schulen notwendige Modernisierungen finanzieren können. Die dritte Säule, die ebenfalls mit 30% gefördert werden soll, ist die Stärkung von multiprofessionellen Teams. So können neue Stelle für Schulsozialarbeit und Schulpädagoginnen- und Pädagogen geschaffen werden.

Kritik der GEW

Bundesbildungsministerin Stark Watzinger (FDP): „Wir müssen stärker auf die einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler schauen und Bildungschancen für alle Jugendlichen ermöglichen. Das Ziel muss eine individuelle Förderung und Begleitung sein, gerade sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher. Hier wollen wir mit dem Startchancen-Programm ansetzen. […] „Es soll gezielt dort unterstützen, wo die Herausforderungen am größten sind. Danach müssen auch die Gelder verteilt werden.“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußert allerdings bereits Kritik an dem Programm. Maike Finnern, Vorsitzende der GEW: „Es ist gut, dass das Programm starten kann, aber die Finanzierung ist bei Weitem nicht ausreichend.“ Die jährlichen zwei Milliarden Euro zusätzlich für die Bildung würde laut Finnern die bestehenden Lücken nicht schließen können. Auch wird kritisiert, dass nur 10 Prozent aller Schülerinnen und Schüler von dem Programm profitieren würden, obwohl der Bedarf bei 25 Prozent liege. Insgesamt seien 45 Milliarden Euro nötig für die Sanierungen der Schulen. Zudem sollte die Finanzierung über die jetzigen 10 Jahre hinaus gehen. Auch die Mittelverteilung an die Schulen wird von der GEW kritisiert. Nur die Mittel aus der ersten Säule werden nach einem Sozialindex verteilt, bei den weitern Mitteln herrsche weiterhin das „Gießkannenprinzip“. „Ungleiches müsse ungleich behandelt werden. Die Gelder müssten dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden – bei den armen Familien und Kindern.“

Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion

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