Eine neue Studie bestätigt eins der größten Probleme des deutschen Bildungssystems. Der Erfolg eines Kindes in der Schule hängt weiterhin maßgeblich von der Bildung und dem Einkommen der Eltern ab.
Die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg und die Chancengleichheit sind zwei der zentralen Versprechen unserer liberalen Gesellschaft und der sozialen Marktwirtschaft. Ein wichtiger Baustein dafür ist die Möglichkeit, gute Bildung zu erlangen, denn diese ist entscheidend für den späteren beruflichen Erfolg und die Teilnahme in der Gesellschaft.
Doch ob ein Kind die Möglichkeit bekommt, zum Beispiel das Abitur zu erlangen, hängt immer noch wesentlich von Faktoren ab, die es selbst nicht bestimmen kann. Der ifo- „Ein Herz für Kinder“- Chancenmonitor zeigt, dass die Bildung und das Einkommen der Eltern, die entscheiden Faktoren sind.
Studie mit 51.000 Kindern
Für die Studie untersuchte das Ifo-Institut auf Basis des Mikrozensus von 2019 die Daten von 51.000 Kindern im Alter zwischen zehn und 18 Jahren. Als Maß zur Bestimmung der Chancengleichheit in der Bildung wurde die Wahrscheinlichkeit zum Besuch des Gymnasiums gewählt. Die Forscher untersuchten die Fragestellung anhand von vier Kriterien; Dem Einkommen der Eltern, ob ein Migrationshintergrund vorliegt, dem Bildungsstand der Eltern und ob ein Kind bei einem alleinerziehenden Elternteil lebt.
Bildung und Einkommen entscheiden über Erfolg
Die Ergebnisse zeigen einen eklatanten Unterschied in der Wahrscheinlichkeit, das Gymnasium zu besuchen. Kinder, deren Eltern kein Abitur haben und weniger als 2600€ monatliches Einkommen haben, besuchen ein Gymnasium mit einer Wahrscheinlichkeit von 21,1%. Während wenn beide Eltern das Abitur haben und mehr als 5500€ im Monat verdienen, die Wahrscheinlichkeit bei über 80 Prozent liegt.
Der Bildungsstand der Eltern scheint dabei ein größerer Faktor zu sein als das monatliche Einkommen. Bei gleichbleibendem Einkommen, Familienstand und Migrationshintergrund steigt die Wahrscheinlichkeit zum Gymnasialbesuch zwischen 30 und 40 Prozentpunkte, wenn beide Elternteile das Abitur haben. Die Auswirkungen von höheren Einkommen bei gleichbleibenden anderen Faktoren bewegt sich im Vergleich um die 5 Prozentpunkte.
Die Forscher kamen zudem zu dem Ergebnis, dass ein Migrationshintergrund kaum Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit des Besuches eines Gymnasiums für das Kind hat. Im Vergleich zu den drei anderen untersuchten Kategorien waren die Unterschiede in der Untersuchung marginal.
Stärkere Förderung für die Chancengleichheit
Eine höhere Bildung wirken sich auf das gesamte Leben des Kindes aus, betonen die Forscher. Sie verweisen dabei auf den Zusammenhang zwischen ökonomischen Erfolg und geringer Arbeitslosigkeit, die z.B. mit einem Abiturabschluss verbunden sind, sowie einer höheren Lebenserwartung.
Daher schlagen die Forscher vor, bereits die frühkindliche Erziehung auszubauen und zu stärken, um die ungleichen Startchancen möglichst früh entgegenzuwirken. Weitere Lösungsmöglichkeiten wäre es, benachteiligten Kindern besonders zu helfen, zum Beispiel indem die Familien an kostenfreie Nachhilfeprogramme teilnehmen können. Zudem halten es die Studienautoren für angebracht, die Aufteilung auf die weiterführenden Schulen später anzusetzen, da Untersuchungen gezeigt hätten, dass eine spätere Aufteilung die Leistungen von schwächeren Schülerinnen und Schülern verbessern würde.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Verbesserung der Chancengleichheit ein Dauerbrenner der deutschen Bildungspolitik auch in der Zukunft bleiben wird und das Problem mit langfristigen Reformen angepackt werden sollte.
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Deine Lehrerinsel-Redaktion
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