„Nur diesmal, dacht ich, bricht das Schulhaus samt Dachgestühl ein, als meines weiß und hässlich vor mir lag.“ So heißt es in der ersten Strophe des Liedes „Zeugnistag“ des deutschen Liedermachers Reinhard Mey. Viele Schülerinnen und Schüler sehen in der Regel gespannt, andere aber auch ängstlich und sorgenvoll auf ihrem Halbjahres- oder Zwischenzeugnis entgegen. Oft wird dieser Zwischenstand als Anlass genommen, über Nachhilfe bzw. über eine gezielte Förderung nachzudenken, damit in einigen Fällen das nächste Zeugnis nicht mehr – mit den Worten von Mey – „weiß und hässlich“ vor einem liegt. Als Lehrkraft wird man schnell zum Ansprechpartner für Nachhilfeunterricht.
Angebote für Nachhilfe oder Lernförderung beispielsweise gegen schlechte Schulnoten gibt es zuhauf. Doch nicht alle passen zu den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Die Lernangebote reichen von zusätzlichen (analogen) Unterrichtsstunden (Förderstunden), über institutionalisierte Schülerhilfen und Studienkreise, private Nachhilfe am Nachmittag bis hin zu digitalen Lernplattformen.
Das Zeugnis: Mehr als nur Noten
Die Schülerinnen und Schüler sind es zwar unterjährig gewohnt, für Klassenarbeiten, Klausuren, Tests oder die Mitarbeit im Unterricht kontinuierlich benotet zu werden, doch die Note auf dem Zeugnis – egal ob auf dem Halbjahreszeugnis oder auf dem Zeugnis am Schuljahresende – hat noch einmal eine andere Bedeutung. Denn diese Zensur fasst die Leistungen des Halbjahres bzw. des ganzen Schuljahres zusammen und kann je nach Jahrgangsstufe eine wichtige Rolle z. B. für den Übertritt an die weiterführende Schule, für eine Vorversetzung wegen eines Auslandjahres oder für Bewerbungen spielen. Und um den erforderlichen „Numerus clausus“ oder Notendurchschnitt zu bekommen, ist nicht selten die Nachfrage nach Nachhilfe groß.
Wer erteilt Nachhilfeunterricht?
Neben den fachlichen sind natürlich auch die pädagogischen Kompetenzen der Nachhilfelehrerinnen und -lehrer wichtig. Eltern und Erziehungsberechtigte sowie die Schülerinnen und Schüler sollten sich immer (z. B. im Rahmen einer Hospitation oder Probestunde) einen persönlichen Eindruck von dem Nachhilfeinstitut und den Lehrkräften vor Ort verschaffen. Auf der Suche nach einer passenden Nachhilfe oder Lernförderung bietet sich die Schule des Lernenden als Ansprechpartner und Ratgeber an. Oft helfen auch private Empfehlungen aus dem Bekannten- und Freundeskreis weiter. Und nicht selten taucht auch die Frage auf, inwieweit es sinnvoll ist, dass Eltern bzw. Erziehungsberechtigte oder andere Familienmitglieder Nachhilfe erteilen können. Sicher kann der oder die Lernende bei der Vorbereitung auf eine Klassenarbeit oder beim Abfragen von Vokabeln von Familienmitgliedern unterstützt werden, so sich diese dazu in der Lage sehen. Kontinuierliche Nachhilfe im familiären Umfeld führt jedoch oft zu Konflikten, da zwischen Familienmitgliedern und den Lernenden keine professionelle Distanz gewahrt werden kann.
Deutsch fördern in der Grundschule
Lauter Laute
✔ Übungen zur auditiven Wahrnehmung und phonologischen Bewusstheit
✔ Bildkarten mit Lautgebärden und 24 Audiodateien
✔ Zuordnungsaufgaben
✔ Förderung der Fähigkeit des Zuhörens
Wie häufig sollte Nachhilfe erteilt werden?
Für eine leichte Verbesserung der Lernerfolge, so sagen Experten, reicht eine Stunde Nachhilfe pro Woche. Liegen größere Lerndefizite vor, die z. B. pandemiebedingt entstanden sind, sind bis zu drei Stunden empfehlenswert. Es darf den Nachhilfeschüler jedoch nicht überfordern. Denn eine entspannte lernfreie Zeit ist für den Lernerfolg ja auch nicht unerheblich.
Ist nach etwa einem Jahr keine Verbesserung festzustellen, sollte nach weiteren Ursachen geforscht werden. Schlechte Schulnoten können auch der Grund für (eine) Lernschwäche(n), wie Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche) oder Dyskalkulie (Rechenschwäche) sein. Aber immer gilt: Niemand sollte Druck ausüben und/oder sanktionieren. Vielmehr ist es hilfreich, mit allen Beteiligten offen und ehrlich über die Lernsituation zu sprechen, um zielorientiert Problemlösungen zu finden.
Wie hoch sind die Kosten für gute Nachhilfe?
In der Regel umfasst eine Einzelnachhilfestunde 45 Minuten und kostet zwischen 28 bis 38 Euro. Der Preis einer Gruppennachhilfestunde liegt etwa bei zehn bis 18 Euro. Sind mehr Nachhilfestunden notwendig oder wird parallel ein Geschwisterkind bei der Nachhilfe angemeldet, kann womöglich ein Rabatt ausgehandelt werden.
Familien, die eine finanzielle Unterstützung (Bürgergeld oder Kinderzuschlag) erhalten, können beim Jobcenter, bei der Agentur für Arbeit, bei der Schule oder beim Sozialamt eine Förderung beantragen (Bildungspaket). Berechtigt für diese Förderung sind laut Bundesagentur für Arbeit Lernende, die …
- jünger als 25 Jahre alt sind,
- eine Kindertagesstätte (Kita) oder eine allgemein- oder berufsbildende Schule besuchen, und
- keine Ausbildungsvergütung erhalten.
VNN hilft bei der Suche
Wichtige Tipps und Hinweise gibt der VNN (Bundesverband Nachhilfe- und Nachmittagsschulen e. V.). Der VNN vertritt die Interessen der institutionellen Nachhilfe und stellt eine Liste mit zertifizierten Nachhilfeschulen zur Verfügung. Er ist ein Partner der Politik, der Schulen und Lehrkräfte.
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
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…ist ausgebildete Grundschullehrerin und entwickelt seit mehr als 26 Jahren differenzierte Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblätter für den Primarbereich. Sie schätzt es, sich regelmäßig über vielfältige, fächerübergreifende Themen und neue (digitale) Lernkonzepte mit Kolleginnen und Kollegen an den Schulen sowie Autorinnen und Autoren auszutauschen.

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