Jede Führungskraft hat einen eigenen Führungsstil, den man daran erkennt, was eine Person wie oft und wann tut. In den letzten Jahren hat sich in den Spitzenpositionen bei Unternehmen ein fundamentaler Wandel vollzogen. Wie sehen diese Veränderungen aus? Welche dieser Ansätze und Arbeitsweisen sind auch für die Führungskräfte an Schulen gewinnbringend?
New-Work-Leadership: Was sich beim Thema Führung verändert hat
Zu den elementaren Umwälzungen im modernen Management zählt die Dezentralisierung der meisten
Entscheidungen. Die New-Work-Arbeitsmethoden, das sind neue und flexible Arbeitskonzepte, welche die Digitalisierung und den allgeminen strukturellen Wandel unserer Gesellschaft fortlaufend berücksichtigen (z. B. die 4-Tage-Woche). Die Führungskräfte geben hierbei Kontrolle ab (Bottom-up-Ansatz); Mitarbeitende bzw. das Kollegium erhalten mehr Eigenverantwortung. Sie sollten mit Projekten beauftragt werden, die ihren Stärken entsprechen und ihnen idealerweise helfen, sich weiterzuentwickeln. Die Arbeit erfolgt in Teams, die individuelle Arbeitsleistung ist weniger bedeutsam.
Agiles Arbeiten zielt auf Innovationen ab und ist gekennzeichnet durch ständige Abwägen von Umständen, eine Anpassung von Arbeitskonzepten und einhergehendes permanentes Lernen. Die Hierarchie wird immer wieder neu definiert, Rollen im Team bzw. im Kollegium werden nach Fähigkeiten festgelegt. Hiermit kann dem raschen und ständigen Wandel, dem Organisationen unterworfen sind, begegnet werden. Meetings können reduziert werden und als problemlösende Sessions genutzt werden. Probleme und Hindernisse werden zunächst beschrieben, dann werden Optionen erläutert, Kompromisse bewertet, eine Option empfohlen und weitere Schritte zur Umsetzung aufgezeigt. Trotz der Agilität muss das Gleichgewicht zu standardisierten, operativen Prozessen gewahrt werden.
New Work im Schulmanagement
Nun ist eine Schule natürlich keine Agentur oder ein Unternehmen wie jedes andere, hängen die Entscheidungen vieler Alltäglichkeiten u.a. von staatlichen Vorgaben ab. Schule unterliegt keinen grundlegenden unternehmerischen Freiheiten. New Work im Schulmanagement zeigt daher einmal mehr, dass es bei der Methodik nicht nur um neue Prozesse und generelle Flexibilität, sondern um die Zielsetzung und Haltung gegenüber Veränderungen geht. Menschen mehr Raum zu geben, Lehrkräften und zuletzt eben auch Schülerinnen und Schülern auf Basis von Selbstorganisation lehren und lernen lassen. (Lesenswert: Beitrag über New Work in der Schule von Romy Möller)
WEITERBILDUNG Nur wenige Führungskräfte verfügen gleich zu Beginn ihrer Karriere über diese Skills. Sie sind aber erlernbar. An der Universität Tübingen kann z.B. berufsbegleitend ein Master im Schulmanagement erworben werden. Ähnliche Angebote gibt es aber auch in anderen Bundesländern.
Mehr Infos unter anderem auf www.bildungsserver.de
Politik betrifft uns Ausgabe 6/2021
Zwischen Großraumbüro und Homeoffice – Chancen und Herausforderungen einer sich verändernden Arbeitswelt werden in dieser Ausgabe bearbeitet.
Soft (People) Skills: Der Schlüssel zum Erfolg
Führungskräfte müssen oft schnelle Entscheidungen treffen. Manchmal müssen auch unangenehme Entscheidungen von „oben“ kommuniziert werden, die bei Mitarbeitenden Unverständnis auslösen. Um hierfür gut vorbereitet zu sein, ist es von Vorteil, die eigenen Werte und Prinzipien zu kennen:
- Für welche Werte stehst Du als Führungsperson?
- Wie würden andere Personen Deinen Führungsstil beschreiben?
- Welche Erwartungen hast Du an die eigenen Mitarbeiter?
- Hast Du andere Führungskräfte als Vorbilder? Warum?
- Welche Deiner Führungseigenschaften schätzt Du sehr positiv ein, welche würdest Du gerne verbessern? (vgl. Harvard Business Manager Juli 2023, 76ff.)
Was macht für Mitarbeitende einen guten Schulleiter aus?
Lobe Deine Mitarbeitenden (empfohlenes Verhältnis positives zu negativem Feedback 6:1). Das Lob sollte konkret sein und die Stärken betonen. Lege viel Wert auf das Zwischenmenschliche. Organisiere z.B. ein Treffen mit den Mitarbeitenden, das als einziges Ziel hat, die Beziehungen zum Team und zwischen den Mitarbeitenden zu stärken.
Welche Fähigkeiten sind außerdem entscheidend?
- Empathie, aktives Zuhören und gute Fragen stellen. Dies stärkt die Fähigkeiten der Mitarbeitenden (Empowerment) und gibt psychologische Sicherheit. Beispiel: „Was benötigen Sie, um effektiv zu arbeiten?“
- Aufbau informeller Beziehungen (Networking) zu Kooperationspartnern
- Tägliches Vorbild (z.B. Anwesenheit, Umgang mit Problemen, Schülern etc.)
- Klare Kommunikation einer Richtung und eines Zwecks (Purpose), um die Mitarbeitenden zu motivieren und die Schulkultur an die Ziele anzupassen
Die Qualität der Führung wird auch zunehmend anhand der Arbeitszufriedenheit der (knappen Ressource der) Mitarbeitenden gemessen. Zu viele Menschen haben innerlich gekündigt (toxische Arbeitsumgebung). Führungskräfte können mit regelmäßigen Personalentwicklungsgesprächen in der Rolle als Coach gemeinsame Zielsetzungen entwickeln.
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
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- Wie leben und arbeiten wir in der Zukunft? (Politik betrifft uns/Sek II)
- How the World Works (Englisch betrifft uns/Sek II)
- Braucht die Wirtschaft eine Ordnung? (Wirtschaft betrifft uns/Sek II)
Beiträge passend zum Thema
- Methoden für das Zeitmanagement von Schülerinnen und Schülern
- „Selbst- & Zeitmanagement bringen dich weiter
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