Der Papst in einem weißen Daunenmantel, Donald Trump, der von amerikanischen Polizeibeamten über den Boden geschleift und verhaftet wird, oder der chinesische Staatspräsident Xi Jinping bei einem Staatsbesuch in Russland in einer unterwürfigen Geste vor Wladimir Putin. Diese Bilder verbreiteten sich rasant in den sozialen Medien und haben eins gemeinsam: sie sind gefälscht. Sie wurden zwar schnell als „Fakes“ entlarvt, weisen aber dennoch auf ein nicht zu unterschätzendes Problem hin, insbesondere dann, wenn die Qualität, der durch künstliche Intelligenz erzeugten Bilder immer besser wird und durch sie neue „Realitäten“ geschaffen werden, die sich nicht so schnell entlarven lassen. Aus diesem Grund sollten unsere Schülerinnen und Schülern zum einen für diese Problematik sensibilisiert werden und zum anderen lernen, wie sie durch KI erzeugte Bilder selbst produktiv für ihr Lernen nutzen können.
Der Medienkompetenzrahmen der gemeinsamen Kultusministerkonferenz fordert, dass wir unsere Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen digitalen Werkzeugen vertraut machen, die sie zum Arbeiten, Lernen und Problemlösen (MK 5) verwenden können. Dabei soll die Verwendung mit ihnen geübt und über den Nutzen und die Gefahren digitaler Werkzeuge reflektiert werden. In diesem Bei-trag geht es um die Verwendung digitaler Tools, die mittels KI Fotos erstellen, wie digitale Bilder erkannt werden können und wie sie im Unterricht genutzt werden können.
Von KI erzeugte Bilder – (k)ein Problem?
Grundsätzlich sind Bilder, die durch KI erstellt werden, solange unkritisch, wie sie nicht den Eindruck vermitteln wollen, dass es sich um reale Bilder handelt. Sie sind so lange unproblematisch, wie sie uns als Betrachtende nicht absichtlich manipulieren und täuschen möchten. Die eingangs genannten Bei-spiele fallen unter diese Kategorie und sind daher als problematisch zu bewerten. Es gibt vielfältige Bereiche, in denen durch KI-generierte Bilder als unkritisch gelten, wie z.B. im Bereich der Kunst oder in der Werbung, der Forschung (z.B. zum Training von KI-Modellen) oder wenn sie zur Entwicklung von Prototypen erstellt werden. Problematisch ist bei diesen Bildern im Allgemeinen, dass sich die Ki als Grundlage an den Werken echter Kunstschaffender und Fotografierender bedient. Derzeit wird diesbezüglich geprüft, ob dadurch ihr Urheberrecht verletzt wird.
Bilderfälschungen – kein ganz neues Thema
Die Problematik der gefälschten Bilder ergibt sich nicht erst durch die Möglichkeit, durch künstliche Intelligenz Bilder erstellen zu lassen. Auch „echte“ Fotografien können durch Programme wie Photoshop oder zahlreiche Apps auf unseren Smartphones spielend leicht verändert werden. Und wer kennt nicht die berühmten Gemälde, die die Gründung des Kaiserreiches am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles porträtieren und in verschiedenen Fassungen vorliegen. Allerdings ist es durch KI-Programme nun für viel mehr Menschen deutlich einfacher, Bildern zu bearbeiten, neue zu kreieren und diese über die sozialen Medien zu verbreiten. Folglich ist es wünschenswert, wenn die Lernenden sich während ihrer Schulzeit mit dieser Thematik beschäftigen.
Tipp für den Sek I-Unterricht
:in Deutsch Ausgabe 1/2017
- Eine Bildungsreise
- Zentrale Motive, Figuren und Sequenzen des Romans
- Tschick, der Film von Fatih Akin
- Wochenplan, Tafelbilder und Folien
Unterrichtsverlauf
Woran erkennen wir Bilderfälschungen?
Für die Thematisierung im Unterricht bieten sich die anfangs genannten Beispiele gut an. Sie können den Schülerinnen und Schülern mit der Frage präsentiert werden, was der Papst, Donald Trump und Xi Jinping gemeinsam haben. Erkennen die Lernenden, dass es sich um gefälschte Bilder handelt, schließt sich die Frage an, wodurch sie zu dieser Erkenntnis kamen. Im Unterrichtsgespräch können dann die folgenden Aspekte erarbeitet werden.
- Proportionen: Oftmals gelingt es den Programmen noch nicht zufriedenstellend, die Proportionen des Körpers realistisch darzustellen. Hier sollte der Blick z.B. den Fingern gelten, da diese hier oftmals nicht korrekt dargestellt werden (z.B. durch zu wenige Finger, unnatürlich lange Glieder usw.). Zähne werden bspw. oftmals unnatürlich weiß oder deutlich zu gerade abgebildet.
- Recherche: Wie wahrscheinlich ist die Darstellung? Ist es glaubhaft, dass der Papst in einem modischen weißen Wintermantel abgelichtet wird? In welchen Medien werden die Bilder verwendet? Gibt es dazu Informationen in „seriösen“ Medien? Wenn ein Bild, wie das von Trumps Verhaftung, erscheint, müsste darüber auch in den Nachrichten berichtet werden.
- Den Blick schulen: z.B. ein Panzer befindet sich auf einer Wiese – gibt es hier Spuren der Ketten des Panzers auf dem Untergrund? „Versinkt“ der Panzer in der Wiese? Oder wurde der Panzer auf die Wiese „gesetzt“? Gibt es Schatten auf dem Bild?
- Bildrückwärtssuche: Bilder oder auch Screenshots von Bildern können in Suchmaschinen eingegeben werden und ermitteln die Seite, auf der das Bild im Internet erschien. Dadurch kann herausgefunden werden, seit wann das Bild im Umlauf ist und wie es sich verbreitet hat.
- Überprüfen von Ort, Zeit und Wetter: Mit Google Streetview kann z.B. herausgefunden werden, wie die Umgebung aussieht, in der ein Bild entstanden sein soll. Handelt es sich um aktuelle Bilder, kann auch über Wetter-Apps herausgefunden werden, wie das Wetter an einem bestimmten Ort zur Zeit der angeblichen Entstehung des Bildes, war.
Thematisiert werden kann dies z.B. im Geschichtsunterricht, wenn es um den Quellenwert von Bilder geht, oder im Gemeinschaftskunde-/ Politikunterricht bei der Bedeutung und „Macht“ der Medien.
Arbeitsauftrag: KI-Bilder für die Schullektüre erstellen
Im Deutsch- und im Fremdsprachenunterricht kann das selbstständige Erstellen durch KI erzeugten Bilder im Zusammenhang mit der Behandlung von Lektüren genutzt werden. So können die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe bekommen, aufgrund der Angaben, die sie bei der Lektüre über die Charaktere gesammelt haben, sich durch die KI ein entsprechendes Porträt erstellen zu lassen. Dafür arbeiten sie in Partnerarbeit zusammen und besprechen, wie ein entsprechender Prompt aussehen müsste. Diese Bilder werden den Mitschülerinnen und Mitschülern vorgestellt und darüber gesprochen, wie gut das Bild die Personen in der Lektüre darstellt. Hierbei sollten die Lernenden auch angeben, welche Prompts sie der KI gegeben haben.
Der Arbeitsauftrag könnte folgendermaßen lauten:
- Entscheidet euch in der Gruppe/ in Partnerarbeit für einen Charakter der Lektüre und erstellt eine Liste mit Merkmalen der Person (äußere Merkmale wie Haarfarbe, Größe, typische Kleidung, aber auch den Gesichtsausdruck).
- Öffnet eine App, wie Playground Image, und lasst ein Bild erstellen.
- Präsentiert euch die Bilder gegenseitig im Planum und besprecht, inwiefern das Bild eurer Meinung nach die Romanfigur darstellen könnte.
- Sollte es Verfilmungen des Romanes geben, vergleicht eure Bilder bzw. Vorstellungen mit den Schauspielerinnen bzw. Schauspielern.
TIPP diese Aufgabe funktioniert natürlich besser, wenn es noch keine Verfilmungen gibt bzw. diese den Lernenden nicht bekannt sind.
Ausgaben passend zum Thema
- Was (uns) Bilder erzählen (BAUSTEINE Grundschule)
- Berlin Alexanderplatz (Deutsch betrifft uns/Sek II)
- Bilder lesen (Deutsch betrifft uns/Sek II)
Beiträge passend zum Thema
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
Lehrerinsel-Autorin
… ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Gemeinschaftskunde, Geschichte, Englisch und Wirtschaft in Baden-Württemberg.

Lehrerinsel-Autor
… ist Gymnasiallehrer für die Fächer Gemeinschaftskunde, Geschichte, Latein, Psychologie und Wirtschaft in Baden-Württemberg.

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Praxisgerechten, motivierenden Deutschunterricht gestalten: Schwerpunkt von „MEIN FACH – Deutsch Sek I“ ist der Lese- und Literaturunterricht. Jede Ausgabe besticht durch die Kombination aus begrifflich-analytischer Auseinandersetzung und produktiven Verfahren bzw. offenen Unterrichtsangeboten. Mit 6 Themen pro Jahr!