„Max, jetzt leg doch das Smartphone weg und lies etwas!“ – „Tu ich doch!“ – „Du liest einen Comic, daraus lernst du doch nichts.“ Ist an der Aussage was dran? Fügen Comics der Bildung nichts bei? Ein paar Gedanken über Comics als Teil des Unterrichts.
Mehr Bild als Text
Batman, Superman, Marvel – wir haben sie bestimmt alle mal in den Bildergeschichten erlebt. Bei Comics handelt es sich um eine sequenzielle bzw. fortlaufende Kunstform. Unsere Superhelden werden in aneinandergereihten Bildern (sogenannten „Panels“) abgebildet, die eine Geschichte erzählen. Texte werden meist in Sprech-und Gedankenblasen festgehalten. Aber wie passen Comics nun in den Unterricht? Ganz einfach: Comics, das sind nicht nur Superhelden, die die Welt retten. Comics bieten eine Kombination verschiedener Genres und ist gleichermaßen genre-neutral. Historische Ereignisse und Figuren etwa können ebenso Teil von Comics sein wie autobiografische Inhalte. Viele Klassiker der Literaturgeschichte werden so nach und nach zu Graphic Novels.
Natürlich sind Comics mit ihren ganzen Bildern und den kurzen Texten in den Sprechblasen wahrscheinlich für viele junge Menschen attraktiver als ein dickes Buch. Um ein Buch zu lesen und in die Geschichte einzutauchen, ist eine hohe Konzentration notwendig, die es bei Comics in diesem Maße nicht bedarf.
Leseförderung mit Comics
Der Vorteil bei Comics ist, dass sie die Lust am Lesen fördern. Selbst Lesemuffel greifen zu Comics oder Graphic Novels, weil die Kombination aus Text und Bildern für viele motivierender sind, als ein Wälzer in Schriftgröße 12. Kinder und Jugendliche müssen nicht überredet werden um Comics zu lesen. Meist handelt es sich um witzige Kurzgeschichten. Allein schon der Humor, den gerade Kinder- und Jugend-Comics besitzen, motiviert die Schüler zum Lesen. Da die Handlung nicht allein durch die Bilder offenbart wird, sind die Leser motiviert die Texte zu entschlüsseln. Diese Kombination, zwischen Bild und Text, trägt dazu bei, dass der Leser die Geschichte leichter versteht. Dazu sind Comics kurz und knapp, das schätzen gerade Kinder und Jugendliche.
Comics im Einsatz
Im Unterricht ist der Comic immer noch ein Medium, das nur im kleinen Rahmen zum Einsatz kommt, z.B. auf Arbeitsblättern. Dabei ist er als Roman ein Lernmaterial, um für Abwechslung zu sorgen. Im Unterricht schaffen sie Anlässe, um zu lesen, zu schreiben oder zu erzählen. Wo Comics zum Einsatz kommen?
- Lesestoff vor den Sommerferien, um von Hochleistung zum entspannten Lesen überzugehen.
- Für den Englisch- bzw. Fremdsprachen-Unterricht, da sie schon mit wenig Vokabular gut zu verstehen ist. Das motiviert.
- Ideal als Basis für fächerübergreifende Projekte oder AGs (Kunst, Theater, etc.), bei denen vielleicht sogar ein eigene Geschichte entwickelt und skizziert wird oder Schüler mit verteilten Rollen lesen.
Didaktische Ziele
Comics sind ein Zugang zur Lesewelt. Besonders für Schüler mit Leseschwäche sind Comics vermutlich der beste Einstieg in die Auseinandersetzung mit Literatur. Beim Comiclesen helfen auch die Bilder die Geschichte zu verstehen und den Aufbau einer Geschichte visuell nachzuverfolgen. So können auch schwache Leserinnen und Leser anspruchsvolle Geschichten unbeschwert lesen.
Das Vokabular ist meist fortgeschritten, pfiffig und kurz. So lernen Kinder, wie man verbal treffend und prägnant kommuniziert. Die Bilder vereinfachen die Sinnerschließung und damit können unbekannte Begriffe visuell abgeleitet werden und Comicleser erweitern so ihren Wortschatz. Durch die kurzen Textpassagen wird der Lesefluss erleichtert und ermöglicht schnelle Erfolgsergebnisse. Comics verlangen einiges an Fähigkeiten für die Entschlüsselung ihrer Geschichten, da Bilder mehrdeutig und offener sind, müssen diese erst interpretiert werden.
Unser Fazit zu Comics als Unterrichtsmaterial
Comics fördern nicht nur die Lesefreude bei den Schülern, sondern auch die Lesefähigkeit.
Sie bieten die Möglichkeit, eine Unterrichtseinheit mit einer kreativen Stunde abzuschließen. Themen und Inhalte einer Kurzgeschichte, eines Gedichts oder auch, einzelner Romankapitel können vertieft und gefestigt werden.
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