Um zu verhindern, dass sich die dunkelsten Stunden der Geschichte wiederholen, ist das historische Lernen und die deutsche Erinnerungskultur bei Jugendlichen von entscheidender Bedeutung. Um sich gründlich mit Gräueltaten der Vergangenheit zu beschäftigen, müssen unbedingt Möglichkeiten der Geschichtsaufarbeitung aufgezeigt werden. Das Projekt eva.stories zeigt das jüdische Mädchen Éva Heyman als Instagram-Star und zielt genau darauf ab, macht es doch eine historische Figur für junge Menschen greifbarer.
Das Tagebuch der Éva Heyman
Als Einstieg in die Thematik kommen viele Schülerinnen und Schüler vermutlich direkt auf die historische Persönlichkeit Anne Frank und ihrem Tagebuch zu sprechen. Auch die dreizehnjährige ungarische Schülerin Éva Heyman berichtete in ihrem Tagebuch über die Zeit der Judenverfolgung in Ungarn, bevor sie in das KZ Auschwitz deportiert wurde und dort Opfer des Holocaust wurde.
Ideen für den Unterricht: Gelebte Erinnerungskultur
1.ARBEITSAUFTRAG Recherchieren Sie die Biografie von Éva Heyman im Netz. Inwiefern ist ihr Schicksal einer breiten Öffentlichkeit bekannt? Vergleichen Sie die Aufarbeitung des Schicksals von Éva Heyman mit der von Anne Frank. Überlegen Sie, warum Anne Franks Schicksal sehr bekannt ist und dies auf Éva Heyman nicht zutrifft.
Im Sinne der Erinnerungskultur kann im Unterricht (etwa in einer Gruppen- oder Partnerarbeit) an die Fragen angeknüpft und erörtert werden:
- Warum weiß die breite Öffentlichkeit um das Schicksal der Anne Frank, von dem der Éva Heyman jedoch nicht?
- Welche Rolle spielt die mediale Aufbereitung historischer Ereignisse?
- Wie würden wir historische Persönlichkeiten und deren Leben heute bewerten, wenn es damals schon Social Media gegeben hätte?
Der Arbeitsauftrag dient als Beispiel, um das Prinzip der Multiperspektivität zu vermitteln. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass gleiche oder ähnliche historische Geschehnisse anders erlebt, erinnert und somit unterschiedlich bewertet werden.
2. ARBEITSAUFTRAG Recherchieren Sie an Ihrem Wohnort zu einem ähnlichen Schicksal und erstellen Sie dazu ein digitales Produkt Ihrer Wahl (Erklärvideo, Podcast, PowerPoint-Präsentation).
Im dieser Aufgabe geht es um historische Imagination. Die Schülerinnen und Schüler werden damit beauftragt, aus ihrem Umfeld Persönlichkeiten aus der NS-Zeit oder Geschehnissen zu recherchieren. Es kann diskutiert werden, wie sich durch selbst erstellte (digitale) Medien Geschichte vermitteln lässt. Indem SchülerInnen historische Ereignisse erforschen, reflektieren und Rechercheergebnisse mit selbst erstellten Medien präsentieren, werden sie zu aktiven Gestaltern ihres Lernprozesses einerseits, andererseits ermöglicht es ihnen die Chance, eigene Sichtweisen zu überdenken und weiterzuentwickeln
Diese und weitere Unterrichtsideen zu angewandter Geschichte:
MEIN FACH – Geschichte Sek II Ausgabe 1/2024
Public History, also Geschichte im Alltag, die außerhalb der Universitäten und Schulen praktiziert wird, wird hier zum Thema des Unterrichts und zum Mittel für historisches Lernen. Dabei stellen die Schüler/-innen selbst handlungsorientiert Produkte der Public History her. Sie versetzen sich in die Perspektive von Menschen in der Vergangenheit, recherchieren das historische Bedingungsfeld und treffen fundierte Sach- und Werturteile.
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
Ausgaben passend zum Thema
- Das Tagebuch der Anne Frank (MEIN FACH – Deutsch Sek I)
- Mich mit Anne Frank entdecken (MEIN FACH – Religion Sek I)
- Warum Anne Frank sterben musste (MEIN FACH – Religion Sek II)
Beiträge passend zum Thema
- Weltreligionen: Feste und Rituale kennenlernen
- Tag der jüdischen Kultur – immer am ersten Sonntag im September
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