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Die Macht der Algorithmen

Was sind Algorithmen? ©pixabay

Algorithmen begegnen uns überall im Internet. Recherchieren wir mithilfe einer Suchmaschine, bestimmt der Algorithmus dieser Seite, welches Suchergebnis uns zuerst angezeigt wird. Soziale Medien wie Facebook, Instagram oder TikTok kommen ohne Algorithmen nicht aus. Sie sorgen dafür, dass uns genau die Postings gezeigt werden, die unseren Interessen entsprechen. Was auf den ersten Blick hilfreich erscheint, birgt auch Gefahren. Algorithmen beeinflussen, wie und was wir von der Welt wahrnehmen.  

Das Wissen über Algorithmen als wichtige digitale Kompetenz

Zu den digitalen Kompetenzbereichen, die unsere Schülerinnen und Schüler nach dem gemeinsamen Beschluss der Kultusministerkonferenz 2016 entwickeln sollen, gehört das Wissen über Algorithmen (vg. 5.5.). Die Lernenden sollen mit der grundsätzlichen Funktionsweise von Algorithmen vertraut sein, sie in genutzten Tools erkennen und verstehen.

Was sind Algorithen?

Ein Algorithmus ist eine Handlungsanweisung, das heißt, eine genaue Schrittfolge zur Lösung eines allgemeinen Problems oder einer Aufgabe. Die Definition macht deutlich, dass Algorithmen nicht nur in der Mathematik und Informatik als mathematische Gleichungen vorkommen, sondern uns auch im Alltag begegnen, etwa in Form eines Kochrezeptes. Hauptsächlich werden sie jedoch in der Informatik in der Form eines Programmes verwendet. Algorithmen gelten als Bausteine für maschinelles Lernen und künstlicher Intelligenz. Durch maschinelles Lernen können Algorithmen bspw. ihre Leistung verbessern, indem sie aus riesigen Datenmengen lernen.

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Algorithmen im Politikunterricht - Warum?

Der Politik-/Gemeinschaftskunde- bzw. Sozialkundeunterricht darf das Thema „Algorithmen“ nicht aussparen. Jugendliche nutzen Apps wie TikTok, Instagram oder YouTube als wichtigste Quelle für Nachrichten. Auf diesen Apps steuern Algorithmen die Sichtbarkeit dessen, was wir Nutzerinnen und Nutzer zu sehen bekommen. Da aufgrund der Algorithmen insbesondere die Beiträge „herausgefiltert“ und uns präsentiert werden, die unseren Vorlieben und unserem Weltbild entsprechen, wird das eigene Weltbild fortlaufend weiter bestätigt. Die Gefahr sogenannter Filterblasen entsteht, in der wir nur passgenaue Informationen erhalten und dadurch einen noch kleineren Teil der Realität wahr-nehmen können, oder auch die der Echokammern. Echokammern verstärken den Effekt der gefilterten Informationen vor allem auf Sozialen Netzwerden, wo wir nur noch auf Gleichgesinnte treffen und dadurch unsere eigene Meinung fortwährend wie ein Echo bestätigt wird.

An dieser Stelle ist jedoch anzumerken, dass es bisher kaum Studien über die Stärke der Auswirkungen einer Filterblase auf die politische Meinungsbildung gibt. (Stand: 12/2023) Fraglich ist z.B., ob der Einfluss von FreundInnen, Bekannten und Verwandten nicht größer ist als der sozialer Medien.

Thematisierung nicht nur im Politikunterricht

Das Ziel der Bildung ist laut der KMK (2005) die des mündigen Bürgers. Der „mündige Bürger“ kann „verantwortungsvoll, selbstkritisch und konstruktiv [sein] berufliches und privates Leben gestalten und am politischen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen (KMK 2005: 6). Um dies zu erreichen, müssen die Lernenden die Bedeutung und den Einfluss von Algorithmen kennen, was die Aufgabe aller Schulfächer ist. Die Lernenden müssen verstehen, dass Algorithmen eine Auswirkung darauf haben, wie sie ihre Umwelt und die Vorgänge in Politik und Gesellschaft wahrnehmen. Nur, wenn sie die Funktionsweise und die Bedeutung von Algorithmen kennen und gegebenfalls wissen, wie sie gegensteuern können, können sie im Sinne des/der „mündigen“ BürgerIn Entscheidungen treffen. Dies ist wichtig, da Filterblasen und Echokammern das Aufkommen extremer Überzeugungen fördern.

Ideen für die Umsetzung im Unterricht (Sek II)

1 VORÜBERLEGUNGEN
YouTube gehört zu den Apps, die von den meisten Jugendlichen benutzt wird. An dieser App lässt sich gut die Funktionsweise von Algorithmen zeigen. Folgender Arbeitsauftrag ist denkbar:

  1. Arbeitet in Partnerarbeit zusammen und öffnet auf eurem Gerät (Smartphone oder Tablet) die YouTube- App.
  2. Vergleicht die YouTube-Startseite auf euren beiden Geräten.
  3. Überlegt euch einen beliebigen Begriff und gebt diesen jeweils auf eurem Geräten in „Suche“ bei YouTube ein. Was fällt euch auf?
  4. Erklärt die Unterschiede.

2 Algorithmen und ihre Funktion
Anknüpfend an die Vorüberlegungen zu YouTube befasst sich Mirco Drotschmann in MedienWissen2go anhand diese Plattform mit Algorithmen. Dem Thema können sich die Schülerinnen und Schüler folgendermaßen nähern. (Das Problem mit den Algorithmen | MedienWissen2go | ZAPP | NDR – YouTube). Je nach Altersklasse bietet sich hier eine Auswahl an.

  • Arbeite Vor- und Nachteile (Gefahren) von Algorithmen heraus.
  • Erkläre die Funktionsweise des YouTube-Algorithmus.
  • Erläutere folgendes Zitat: „Der Empfehlungs-Algorithmus ist nicht optimiert für die Wahrheit oder was ausbalanciert oder gesund für die Demokratie ist.“
  • Algorithmen wird vorgeworfen, Diskriminierung zu fördern und die Meinungsfreiheit zu beschränken. Nenne dafür Beispiele.
  • Erläutere Möglichkeiten, wie die Macht der Algorithmen beschränkt werden kann.

3 Was denke ich selbst über Algorithmen?
Zum Abschluss der Einheit sollten das Erlernte aus dem Videoclip und dem Unterrichtsgespräch von den Schülerinnen und Schülern bewerten werden. Dazu eignen sich Aussagen über Algorithmen, denen die Lernenden anhand einer Skala (z.B. von „stimme nicht zu“, über „stimme eher nicht zu“, und „stimme eher zu“, zu „stimme zu“) zustimmen sollen.

  • Algorithmen sind nützlich.
  • Der Nutzen von Algorithmen ist größer als ihre potenzielle Gefahr.
  • Social Media Plattformen wie YouTube, Instagram und Co sollten vom Gesetzgeber zur Transpa-renz bezüglich ihrer Algorithmen gezwungen werden.

Für die Kursstufe:

  • Algorithmen sollen zur Beurteilung des Risikos eines Straftäters rückfällig zu werden, zum Einsatz kommen.
  • Banken sollten bei der Kreditvergaben Algorithmen verwenden, die anzeigen, ob eine Person einen Kredit bekommt oder nicht.
  • Beim Auffinden von Unregelmäßigkeiten in Steuererklärungen sollten flächendeckend Algorith-men zum Einsatz kommen.
  • Algorithmen sollten bei der Auswahl von Kandidaten/Kandidatinnen anhand bestimmter Krite-rien (z.B. Noten, Praktika) zum Einsatz kommen.
  • Eine Gesichtserkennung bei Videoaufnahmen im öffentlichen Raum durch Algorithmen sollte zur Kriminalitätsbekämpfung eingeführt werden.

Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion

Anke Söller
Lehrerinsel-Autorin

… ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Gemeinschaftskunde, Geschichte, Englisch und Wirtschaft in Baden-Württemberg.

Autorenbild
Timo Schuh
Lehrerinsel-Autor

… ist Gymnasiallehrer für die Fächer Gemeinschaftskunde, Geschichte, Latein, Psychologie und Wirtschaft in Baden-Württemberg.

Timo Schuh
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Public History

MEIN FACH – Geschichte Sek II Ausgabe 1/2024

Public History, also Geschichte im Alltag, die außerhalb der Universitäten und Schulen praktiziert wird, wird hier zum Thema des Unterrichts und zum Mittel für historisches Lernen. Dabei stellen die Schüler/-innen selbst handlungsorientiert Produkte der Public History her. Sie versetzen sich in die Perspektive von Menschen in der Vergangenheit, recherchieren das historische Bedingungsfeld und treffen fundierte Sach- und Werturteile.

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