In Deutschland werben Gewerkschaften (z.B. die IG Metall und die GDL) trotz Fachkräftemangels für eine Arbeitszeitverkürzung. Das Schlagwort „Viertagewoche“ polarisiert. Handelt es sich um ein realistisches Arbeitsmodell der Zukunft oder ist es ein Wunschtraum der nach „Work-Life-Balance“ suchenden Generation Z?
Motive für die Viertagewoche
Die Verkürzung der Arbeitszeit soll aus Sicht der Unternehmen dazu dienen, dass sich sie sich als Arbeitgeber mit flexiblen Arbeitszeiten auf einem Arbeitsmarkt, der von „Arbeiterlosigkeit“ geprägt ist, präsentieren können. In strukturschwachen Regionen könnten sie sich Vorteile in der Mitarbeitergewinnung ergeben. Gewerkschaftsvertreter weisen auf die Vorteile für die Mitarbeitergesundheit und mehr Zeit für das Privatleben hin. Die Menschen könnten sich weiterbilden und mehr Zeit mit informeller Arbeit, z.B. der Pflege von Angehörigen, oder Ehrenämtern verbringen. Die gleiche Arbeit sei auch in vier Tagen leistbar, wenn Arbeit neu strukturiert und effizienter gestaltet würde.
Politik betrifft uns Ausgabe 6/2021
Zwischen Großraumbüro und Homeoffice – Chancen und Herausforderungen einer sich verändernden Arbeitswelt.
Wie hängen Arbeitszeit und Einkommen zusammen?
Ein sinkendes Arbeitsvolumen steht in kausalem Zusammenhang mit steigendem Wohlstand. Dieses Phänomen gilt auch wenn man den Anstieg der Erwerbstätigenrate zwischen Ende der 1990er und den späten 2010er-Jahren mit einrechnet.
Eine Steigerung der Stundenlöhne kann zu zwei gegenläufigen Entwicklungen führen: Der Einkommenseffekt führt dazu, dass Menschen mit geringer Arbeitszeit das gleiche Einkommen erzielen. Die Menschen reduzieren folglich ihre Arbeitszeit und haben mehr Freizeit. Der Substitutionseffekt erklärt, weshalb Menschen bei höheren Stundenlöhnen auch bereit sein können, mehr zu arbeiten. Der Einkommenseffekt scheint neben der Höhe der Besteuerung von Arbeit entscheidend für die Reduktion der Arbeitszeit zu sein.
Was will die Bevölkerung?
Nach einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung (WSI Institut) wünschen sich 73 % der Befragten eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich. Weitere 8 % würden die Arbeitszeit auch ohne Lohnausgleich reduzieren.
Unterrichtsideen und Leitfragen:
- Einladung des DGB zu einem Expertengespräch mit Schülerinnen und Schülern.
- Analyse von Arbeitsmarktdaten: Vergleichen Sie die Wochenarbeitszeiten in Deutschland und der EU.
- Nennen Sie Anreize zur Aufnahme von Arbeit.
- Recherchieren Sie den Feldversuch zur Viertagewoche in Großbritannien.
- Analysieren Sie die Ergebnisse der Umfrage der Hans Böckler Stiftung zur Viertagewoche.
- Gestalten Sie mit den Ergebnissen der Internetrecherchen eine Rollendiskussion zur Viertagewoche.
Quellen:
Münster, Maximilian: Am fünften Tage sollst du ruhn, in: Die Zeit, Nr.49 23.11.2023, S.26.
Bick, Alexander/Fuchs-Schündeln, Nicola: Vier-Tage-Träume, in: FAZ Nr.247 24.10.2023, S.16.%
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
Ausgaben passend zum Thema
- Wie leben und arbeiten wir in der Zukunft? (Politik betrifft uns)
- Der Weg zu (m)einem Beruf (Wirtschaft betrifft uns)
- How the World works (Englisch betrifft uns)
Beiträge passend zum Thema
- Der Arbeitsmarkt – ein Markt wie jeder andere?
- Markt oder Staat? Die Angebots- und Nachfragetheorie in der Diskussion
Weiterführende Links
Lehrerinsel-Autorin
… ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Gemeinschaftskunde, Geschichte, Englisch und Wirtschaft in Baden-Württemberg.

Lehrerinsel-Autor
… ist Gymnasiallehrer für die Fächer Gemeinschaftskunde, Geschichte, Latein, Psychologie und Wirtschaft in Baden-Württemberg.
