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Im Unterricht über Krieg sprechen

Thema Krieg im Unterricht
Thema Krieg im Unterricht

Ob der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine oder der Nahost-Konflikt: Täglich werden in den sozialen Medien oder Nachrichten, Kinder und Jugendliche mit Bildern und Videos aus Kriegsgebieten konfrontiert. Wie thematisiert man die wachsenden Sorgen von Schülerinnen und Schülern zum Krieg und seinen Folgen? Ein paar Handreichungen mit Beispielen zum Russisch-Ukrainischen Krieg.

Der schwierige Umgang: Gewalt und Krieg im Unterricht

Die Sorge um die direkten und indirekten Folgen des Krieges bleiben auch Schülern und Schülerinnen nicht verborgen. Oft entstehen dadurch Sorgen und damit Ängste, wie es in der Zukunft weitergehen könnte. Fakt ist: Kinder reden miteinander. Ganz besonders über die Themen, von denen sie spüren, dass Erwachsene sich damit beschäftigen. Gleichzeitig kommen Kinder und Jugendliche durch verschiedene mediale Einflüsse viel mit aktuellen Kriegsgeschehen in Berührung. Auch die Verunsicherung, die dieses Thema zum Beispiel bei ihren Eltern auslöst, spüren junge Menschen. Für pädagogische Fachkräfte stellt sich damit die schwierige Herausforderung, wie sie mit diesen Fragen und Ängsten umgehen sollen.

Wie kann ich als Lehrkraft über Krieg sprechen?

  • Ehrliche Antworten geben
    Das bedeutet auch, dass es vollkommen in Ordnung ist, auch mal keine Antwort auf eine Frage zu haben und sprachlos zu sein. Auch wenn grundsätzlich eine ruhige und auf Fakten basierende Beschreibung der Situation das Ziel ist. Eigene Sorgen und Unsicherheiten, z. B. bezüglich der Lage in der Ukraine, können in der Klasse durchaus geäußert werden. Zu berücksichtigen ist dabei immer das Alter der Schüler und Schülerinnen.
  • Ruhe bewahren
    Je nach Konflikt, können sich Diskussionen, besondersbei älteren Schülern schon mal hochschaukeln. Es ist wichtig, sachlich und ruhig zu bleiben.
  • Perspektivwechsel
    Fehlt bei Schülern die Akzeptanz anderer Meinungen, sind Aufgabenstellungen oder Rollenspiele hilfreich, welche die Sichtweise des Gegenüber erläutert. Das Hineinversetzen in andere Lebensweisen und Vorraussetzungen ist essentiell.
  • Platz für Diskussionen
    …und einen geregelten Austausch zu kontroversen Themen sollte gegeben sein, sodass der Unterricht einen moderierenden Rahmen bilden kann. Vor allem sollten Schüler immer ausreden dürfen. Ein Gegenstand, den derjenige in der Hand hält, der an der Reihe ist, kann hier helfen.
  • Zeit für die Gespräche
    Gebt Kindern und Jugendlichen genügend Zeit und einen sicheren Raum, um ihre Gedanken und Sorgen zu äußern.
  • Fächerübergreifende Basis finden
    Sachkunde-, Geschichts- und Politikunterricht eignen sich für diese Diskussionen am besten. Nichtsdestotrotz sollte in allen Fächern die Möglichkeit dazu bestehen. Genau, wie der Krieg alle Menschen betrifft, sollten auch die Lehrkräfte aller Fächer Raum geben, Fragen zu besprechen. So findet zum Beispiel ein Physiklehrer vermutlich andere Worte und Ansätze über die Lage am besetzten Atomkraftwerk Saporischschja als es der Deutschlehrer könnte.

TIPP Hier eine Auswahl interessanter Beiträge zum Umgang mit den Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs. Entsprechendem Unterrichtsmaterial findet ihr u.a. auf/beim:

Absprache im Kollegium

Der Austausch auch zwischen den Lehrkräften im Kollegium ist wichtig. Nicht jeder hat eine Antwort auf alle Fragen und Situationen, die entstehen können. Sozial- und PolitiklehrerInnen können eingebunden werden, um Ideen zur Thematisierung auszutauschen. Zusätzlich kann die Schulleitung das Kollegium unterstützen, um gemeinsam zu überlegen, wie die Themen in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen behandelt werden können. Aber auch um Transparenz gegenüber den Eltern zu schaffen, ist die Schulleitung wichtig, wenn es zum Beispiel um Solidaritätsbekundungen geht.

Muss ich als Lehrkraft politisch neutral sein?

Nein, Lehrer und Lehrerinnen müssen nicht politisch neutral sein. Die Neutralität im Unterricht ist eine „parteipolitische Neutralität“ nach den Vorgaben des „Beutelsbacher Konsens“ von 1977. Dies bedeutet allerdings gerade nicht, dass Lehrkräfte sich nicht auch zu politischen Themen äußern dürfen. Alle Lehrkräfte haben den Auftrag, für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten und damit den Bildungsauftrag, der in den Ländergesetzen und dem Grundgesetz festgelegt ist, umzusetzen. Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und das Völkerrecht sollen dabei den Kindern und Jugendlichen vermittelt werden, um sie zu mündigen BürgerInnen auszubilden.

Eine kritische Diskussion zu politischen Themen, wie eben auch dem Krieg in der Ukraine als auch grundsätzlich zu Demokratie- und Menschenfeindlichen Ideologien sind damit Teil des Bildungsauftrags. Leitlinien und Fallbeispiele zur politischen Neutralität in Schulen bietet die Bundeszentrale für politische Bildung.

TIPP Manchmal ist es von Vorteil Eltern mit einzubeziehen. Werden Krieggeschehen immer wieder von den Schülern selbst als Thema aufgegriffen und heitzen sich Diskussionen während der Unterrichtszeit wiederholt auf, kann der Elternbeirat informiert werden, um etwa Eltern auf diese Themen zu sensiblisieren.

Das A und O: Verlässliche Quellen

Der Umgang mit Krieg und Gewalt unterscheidet sich natürlich je nach Klassenstufe deutlich. Ein Beitrag, den die Schulen leisten können, ist die Aufklärung und der altersgerechte Umgang mit Bildern, Nachrichten und Videos aus dem Kriegsgebiet. Vor allem über die sozialen Netzwerke erhalten die Kinder und Jugendlichen Zugang zu Informationen, die nicht redaktionell aufbereitet wurden bzw. für das Alter der Nutzer angepasst sind. Durch den arglosen Umgang mit Informationen aus den sozialen Netzwerken besteht die Gefahr der ungefilterten Verbreitung von Fake-News und Gewalt darstellenden Bildern, die zusätzliche Ängste schüren können.

Die Bereitstellung von verlässlichen Informationsquellen für die Kinder und Jugendlichen ist deshalb ein wichtiger Bestandteil für den sachgerechten und umsichtigen Umgang mit Krieg und Gewalt im Unterricht. Für jüngere Kinder gibt es spezielle altersgerechte Nachrichtensendungen, wie etwas für den Ukraine-Krieg auf ZDF Logo oder neuneinhalb. Sollte es zu einem Thema besonderen Redebedarf im Unterricht geben, können Schüler und Lehrer gemeinsam die Nachrichten gucken, um so die Ereignisse gemeinsam besser einordnen und in der Klasse besprechen zu können.

Sprecht die Schüler und Schülerinnen an, über welche Medien sie sich über den Krieg informieren. Insbesondere in den höheren Jahrgangsstufen kann erläutert werden, dass neben dem konventionellen Kriegsgeschehen auch ein Kampf um die Informationshoheit herrscht. Sei es TikTok, Instagram oder X auf allen Plattformen verbreiten sich zurzeit nicht gesicherte Videos und Bilder mit Falschmeldungen. Angebote wie der Faktencheck von correctiv.org zum Ukraine-Krieg oder den allgemeinen Hinweisen zur Überprüfung von Quellen der Tagesschau können mit der Klasse besprochen werden.

Unterrichtsmaterial zum Thema Krieg

Sekundarstufe I

Krieg und Frieden (7/10)

✔ Musik: Eine Friedens-Playlist erstellen
✔ Detektivaufgaben, Lückentext, Bibelstellen bewerten
✔ Textarbeit zum ius talionis: Mit Missverständnissen aufräumen
✔ Standpunktrede halten
✔ Dilemma-Spiel: Welcher Weg führt zum Frieden?
✔ Kreativaufgabe: Friedenszeichen gestalten
uvm.

 

Sekundarstufe II

Internationale Beziehungen verstehen

✔ Rollenspiele, Ereigniskarten, Diskussionstabelle, Ordnunsgmodelle, Karte der Westerness: Wie sollen sich Staaten in der internationalen Politik verhalten?
✔ Folien, Theoriepersektiven und mehr: Die Internationalen Beziehungen und die Rivalität um die Weltordnung im Ukrainekrieg
✔ Klausurvorschlag + Erwartungshorizont

Sekundarstufe II

Der Syrienkonflikt

✔ Was kann man tun, wenn Staaten zerfallen? (mit Arbeitsblatt)
✔ Der Bürgerkrieg in Syrien – eine Konfliktanalyse (mit 6 Länderossiers)
✔ Die unterschiedlichen Handlungsoptionen der internationalen Staatengemeinschaft
✔ Urteilsbildung: Was soll passieren?

Die UNO und das Völkerrecht

Völkerrechtswidriger Angriffskrieg, Internationaler Strafgerichtshof, Vetorecht im Sicherheitsrat. Im letzten halben Jahr ist das internationale Recht in die mediale Öffentlichkeit zurückgekehrt. Viele Kinder und Jugendliche fragen sich seitdem warum die Vereinten Nationen nicht eingreifen, um Konflikte zu deeskalieren. Eng verknüpft damit ist die Problematik der Verfolgung von Verbrechen die während des Krieges verübt wurden.

Passend dazu empfehlen wir die die Hefte Sicherheit durch die UNO? und Zur Geschichte des Völkerrechts. Die Hefte geben einen Überblick über die Entwicklung der Vereinten Nationen und die Entstehung des Internationalen Völkerrechts. Die Arbeitsblätter und Folien beschäftigen sich außerdem mit Zukunftsaussichten der UNO und des Sicherheitsrates sowie mit der Frage wie durch internationale Zusammenarbeit Sicherheit entstehen kann.

Schule als Ort für Stabilität und Kontinuität im Leben junger Menschen

In Zeiten von Krieg und Unsicherheit stellt die Schule einen wichtigen Ankerpunkt für Kinder und Jugendliche dar. Nicht nur als Ort des Lernens, sondern auch für Stabilität und Kontinuität im Leben der jungen Menschen. Wir alle haben Sorgen zum Krieg und seinen Folgen und müssen lernen, mit diesen umzugehen. Mit der Thematisierung des Krieges im Unterricht könnt ihr einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendliche lernen, diese Situationen einzuschätzen und sich sachlich damit auseinanderzusetzen.

Ausgaben passend zum Thema

Konflikte und Kooperation nach 1945 (Geschichte betrifft uns/Sek II)
Konfliktlinien der deutschen Gesellschaft (Politik betrifft uns/Sek II)
Friede auf Erden (BAUSTEINE Grundschule)
War (:in Englisch/Sek I)

Beiträge passend zum Thema

Die Bundeswehr: Gerüstet für das 21.Jahrhundert?
Nahostkonflikt im Unterricht

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