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Warum ein Kanon den Schultag bereichert

Einfach jeden Tag singen © Pixabay

Liebe Musikfreunde,

Musik verbindet. Musik stärkt unser Nervensystem. Musik gibt Energie. Musik, so sagt man, ist eine ganz wunderbare Sache. Doch was meinen die Menschen, wenn sie von und über Musik reden? Immerhin gibt es eine ganze Industrie, die sich damit beschäftigt. Und die Musik in einen großen Topf schmeißt, aus dem dann alles hervorklingt, was seit Jahrhunderten an geordneten Tönen und Klängen produziert wurde. Von den gregorianischen Gesängen bis hin zu Techno – alles wird als Musik bezeichnet. Doch es dürfte jedem klar sein, dass es da erhebliche Unterschiede gibt. Taylor Swift mit Mozart gleichzusetzen wäre den meisten – unabhängig vom eigenen Musikgeschmack – dann wohl doch etwas gewagt. Mit Fug und Recht lässt sich sagen, dass ein Bach oder Beethoven einiges mehr auf dem musikalischen Kasten haben dürfte als ein DJ Ötzi oder eine Helene Fischer. Woran liegt das? Was hat die großen Komponisten zu den Meistern gemacht, dass wir sie Jahrhunderte später immer noch hören?

Die Zutaten der Musik

Um diese Fragen uns und natürlich auch Kindern beantworten zu können, müssen wir uns die „Zutaten“ der Musik genauer ansehen. Denn wenn die Zutaten unstimmig sind, kann die Sache auch ganz anders aussehen: Musik trennt. Musik schwächt unser Nervensystem. Musik raubt Energie. Musik, so muss man leider sagen, ist manchmal eine ganz fürchterliche Sache. Hierfür dröselt man die Musik am besten in ihre wichtigsten Zutaten auf, die da wären: Rhythmus, Melodie und Harmonie. Jedes dieser Elemente ist notwendig, um Musik auch als solche bezeichnen zu können. Fehlt eines, ist es weniger Musik als bloßes Geräusch oder Klangereignis.

PRAXISTIPP Um Kindern Musik als Einheit bildhafter zu erklären, kann man es anhand der Zusammensetzung und den Zutaten eines Brotes erläutern. Dafür ein Brot (oder Brötchen) und die Zutaten Wasser, Mehl und Salz/Hefe in Behältern danebenstellen. So wie ein Brot nur zum Brot wird, wenn Mehl, Wasser und Salz bzw. Hefe zusammengemischt und erhitzt, also essbar gemacht wird, so wird Musik erst zu Musik, wenn u. a. Rhythmus, Melodie und Harmonie zu einer Einheit verschmelzen, die durch die Instrumente „erhitzt“, sprich hörbar gemacht wird. 

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Drei Elemente der Musik

RHYTHMUS …ist die zeitliche Anordnung und Gestaltung von Musik. Rhythmus steht für das Leben an sich. Unser physischer Organismus ist durchdrungen von Rhythmen. So schlägt unser Herz in einem bestimmten Rhythmus, wir atmen rhythmisch, wir laufen rhythmisch, wir orientieren uns an den Rhythmen der Natur. Ohne Rhythmus ist kein Leben möglich. Dementsprechend wirken Rhythmen in der Musik auf unsere physische Konstitution ein. Hören wir Musik, in der der Rhythmus fließend und organisch erklingt, wie etwa bei Johann Sebastian Bach, so wirken diese Rhythmen positiv auf unseren Organismus ein. Unser Kreislauf gerät in Schwung. Abgehackte und unnatürliche Rhythmen bewirken das Gegenteil: sie bringen uns aus dem Takt.

MELODIE …erzählt eine Geschichte mit Klängen. Melodien erzeugen Gefühle und richten sich an unser Herz oder unsere Seele. Nicht umsonst spricht man von unsterblichen Melodien. Idealerweise empfangen Komponisten Melodien von einer höheren Ebene: sie wurden inspiriert. „Inspirare“ ist lateinisch und bedeutet „einhauchen“, „einflößen“, aber auch „begeistern“. Und genau das passiert, wenn wir solch eine Melodie hören: unser Geist wird angeregt und wir öffnen diesen für eine größere „Sicht“.

HARMONIE  ...ist das gleichzeitige Spielen von verschiedenen Tönen. Sie ist die Stütze für die Melodie, die ihr einen nachvollziehbaren und sinnvollen Rahmen verpasst. Daher steht Harmonie auch für den Sinn oder die Sinnhaftigkeit des Lebens. Die großen abendländischen Komponisten etwa waren Meister im Weben von harmonischen Gewändern. Daher hilft ihre Musik uns, Geborgenheit und Stabilität zu erfahren. Musik, in denen das Harmonische entweder ganz fehlt oder nur rudimentär benutzt wird, trennt uns quasi von unseren Mitmenschen und der Welt, die um uns umgibt.

Kanon: Jeden Tag singen

Die leichteste Art, alle drei Elemente auf schöne Weise am eigenen Leib zu erfahren, ist das Kanon-Singen. In einem Kanon gibt es eine einfache, immer wiederkehrende Melodie, die durch die versetzten Einsätze ein harmonisches Gerüst verursacht, das sich rhythmisch wiederholt. Melodien lassen sich selbstverständlich am besten verinnerlichen, wenn wir sie singen. Also: Zu Beginn jedes Schultags (und nicht nur im Fach Musik) ein Lied, vorzugsweise im Kanon, singen. Das öffnet den Geist, macht wacht, amüsiert sogar den ein oder anderen und die Schüler/-innen kommen mit sich und der Klasse in Kontakt. Beliebte Kanonlieder für die Grundschule sind etwa:
  • Hejo, spann den Wagen an
  • Bruder Jakob
  • Zwei kleine Wölfe

Melodien lernen: Klangstäbe

Mit meinen Musikschülern mache ich oft folgendes Spiel: Die Klasse wird in Gruppen à 5 Personen aufgeteilt und jedem Gruppenmitglied wird ein Klangstab mit einem Ton gegeben. Die Klangstäbe so aufteilen, dass pro Gruppe immer die ersten fünf Töne der Tonleiter vorhanden sind. Anschließend muss die Gruppe herausfinden, wie eine bestimmte Melodie, die natürlich nur aus diesen fünf Tönen bestehen darf, gespielt wird. (Dafür eignet sich z. B. die „Ode an die Freude“ oder „Hänschen klein“.) Dann muss die Gruppe diese Melodie vortragen, wobei jeder Teilnehmer nur seinen eigenen Klangstab spielen darf.
 
In diesem Sinne: Harmonische Grüße
Sebastian Sylla
Kolumne: Syllas Welt der Musik
Wie Musik Kinder (und Erwachsene) prägt

Sebastian Sylla ist diplomierter Musiker (Gitarre, Gesang) und Pädagoge, Buchautor und ausgebildeter psychologischer Lebensberater. Als Entwickler der Carpe Musicam-Methode, ein Heilungsweg, der Musik, Energieheilung und Coaching miteinander verbindet, widmet er sich in seiner Kolumne ausführlich dem Thema Musik als Schöpfungskraft.

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