Schuld, Rache und das Recht des Einzelnen auf Freiheit: Dürrenmatts postmoderne Parabel „Der Besuch der alten Dame“ ist heute noch aktuell und gilt als Musterbeispiel einer tragischen Komödie. Bring deinen SchülerInnen mithilfe dieses Arbeitsblatts den Unterschied zwischen Tragödien und Komödien näher.
Der Besuch der alten Dame
Der Besuch der alten Dame ist ein Drama von Friedrich Dürrenmatt, das im Jahr 1956 veröffentlicht wurde und der Postmoderne zugesprochen wird. Die Geschichte spielt in der kleinen Stadt Güllen, die von wirtschaftlichem Niedergang geprägt ist. Die wohlhabende Claire Zachanassian kehrt nach langer Zeit in ihre Heimatstadt zurück und bietet den Bürgern eine immense Summe Geld an, wenn sie bereit sind, einen Mord zu begehen. Ihr Ziel ist Alfred Ill, ein Mann, der sie in ihrer Jugend verführt und dann fallengelassen hat. Die Stadt, verführt von der Aussicht auf Reichtum, beginnt moralische Kompromisse einzugehen. Das Stück erkundet Themen wie Moral, Rache, Korruption und die Verdorbenheit menschlicher Natur.
Unterschiede: Tragödie und Komödie
Generell lassen sich sechs grundlegende Unterschiede zwischen Tragödie und Komödie heraustellen:

Aufgabenstellung für den Deutschunterricht
- Arbeiten Sie heraus, wie die hier aufgeführten Aspekte in „Der Besuch der alten Dame“ gestaltet sind.
- Beurteilen Sie, inwiefern es sich bei dem Drama um eine Tragödie oder um eine Komödie handelt
Diese und weitere Unterrichtsideen aus der Ausgabe
MEIN FACH Deutsch Sek II Ausgabe 1/2024
Das hier vorgestellte Heft enthält Bausteine, die sich an Schüler/-innen der Sekundarstufe II wenden und Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ aus vielfältigen Perspektiven erschließen.
Textauschnitt: Das Tragische bei Dürrenmatt
Aufgaben für den Unterricht
- Fassen Sie anhand des Textes zusammen, wie Dürrenmatt das Verhältnis von Tragödie und Komödie beschreibt.
- Untersuchen Sie, wie Dürrenmatt seine Ansichten in „Der Besuch der alten Dame“ umsetzt.
Textausschnitt
Nach Dürrenmatts Ansicht setzt die Tragödie eine „gestaltete Welt“ voraus, während die Komödie von einer noch nicht strukturierten Welt ausgeht, die sich noch entwickelt oder schon untergeht. Hat das Publikum bei der Tragödie den Eindruck, in die Handlung einzutauchen, so nimmt es in der Komödie eine distanzierte Haltung zum dargestellten Geschehen ein. Nach Dürrenmatt bezieht sich die Tragödie zudem auf einen bereits existierenden Stoff, während die Komödie frei erfunden ist und somit den „Einfall“ benötigt. Des Weiteren führt er zum Verhältnis der beiden Gattungen Folgendes aus:
„Die Tragödie setzt Schuld, Not, Maß, Übersicht, Verantwortung voraus. In der Wurstelei unseres Jahrhunderts, in diesem Kehraus der weißen Rasse, gibt es keine Schuldigen und auch keine Verantwortlichen mehr. Alle können nichts dafür und haben es nicht gewollt. Es geht wirklich ohne jeden. Alles wird mitgerissen und bleibt in irgendeinem Rechen hängen. Wir sind zu kollektiv schuldig, zu kollektiv gebettet in die Sünden unserer Väter und Vorväter. Wir sind nur noch Kindeskinder. Das ist unser Pech, nicht unsere Schuld: Schuld gibt es nur noch als persönliche Leistung, als religiöse Tat.“
Textausschnitt aus dem Unterrichtsmaterial von MEIN FACH Deutsch. Mehr erfahren
Autor: Dr. Joachim Junker, Kaiserlautern mit Zitaten aus Friedrich Dürrenmatt, Theaterprobleme, in: ders., WAA Bd. 30 (Theater. Essays, Gedichte und Reden), Zürich: Diogenes 1998.
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