Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
die Festnahme von RAF-Terroristin Daniela Klette plätscherte medial eher so nebenbei dahin. Neben den Kriegswirrungen in Gaza oder der Ukraine scheint die RAF für Schüler/-innen einfach zu sehr ein Teil der Vergangenheit zu sein als das sie interessant wäre. RAF? War das nicht schon abgehakt? Während ich die Berichte lese, wundere ich – alter Hase, für den alles noch taufrisch im Gedächtnis ist – mich, wie jemand es schafft, über 30 Jahre im Untergrund zu leben. Miete bar zu zahlen wie zu Zeiten, als Hans Martin Schleyer von der RAF entführt wurde, geht ja heute eigentlich nicht mehr. Ohne digitale Spur zu leben, scheint mittlerweile unmöglich. Auf der anderen Seite des politischen Spektrums liest man über die Prozesse der ehemaligen KZ-Wachleute aus der NS-Zeit, die bürgerliche Existenzen aufgebaut haben und dann gegen Ende des Lebens doch noch vor Gericht landen.
Für die Schülerinnen und Schüler von heute sind sowohl NS-Zeit als auch der Terror der 70er- und 80er-Jahre aber nun mal weit weg. Trotzdem lohnt sich die Frage, wie man eigentlich mit (schweren) Straftaten umgehen soll, die weit in der Vergangenheit liegen. In Deutschland gilt ja grundsätzlich: Wer einen Menschen vorsätzlich und aus niederen Motiven umbringt, muss auch nach Jahrzehnten noch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Aus meiner Sicht (oder Sicht des genannten alten Hasen) absolut richtig. Aber stehen junge Menschen noch genauso dazu? Sollten Straftaten verjähren?
Das fragt sich
Eure Heike
LEITFRAGEN FÜR DEN UNTERRICHT
- Welche Alltagsprobleme müssen Straftäter/-innen, die im Untergrund leben, lösen?
- Angenommen, Täter und Täterinnen werden 30 Jahre nach einer begangenen Straftat gefasst: Sollen sie dafür noch vor Gericht gestellt und ggf. verurteilt werden?
- Im Juni ist der 101-jährige ehemalige KZ-Wachmann Josef S. zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil er zwischen 1942 und 1945 im KZ Sachsenhausen an Massenmorden beteiligt war. Ist es aus deiner Sicht richtig, ihn trotz seines hohen Alters anzuklagen und zu verurteilen?
Leitfragen zu aktuellen Themen
Heike Schiemann ist Herzblut-Anglistin und Lektorin für Unterrichtsmaterial. In ihrer Kolumnenreihe Heike fragt gibt sie Leserinnen und Lesern neben ein paar ihrer Gedanken zu aktuellen Themenlagen regelmäßig Leitfragen als Anregung für den Sek I/II-Unterricht an die Hand.

Ausgaben passend zum Thema
- Terrorismus in der Bundesrespublik (Geschichte betrifft uns/Sek II)
- Extremismus und Terrorismus (Politik betrifft uns/Sek II)
- Stalinismus (Geschichte betrifft uns/Sek II)
Beiträge passend zum Thema
Sekundarstufe II
Extremismus und Terrorismus: Gefahren für die liberale Demokratie?
✔ Zentrale Entwicklungen des Terrorismus
✔ Gründe, Motive und Ursachen der Hinwendung zu terroristischen Gruppierungen
✔ Bekämpfungs- und Präventionsstrategien gegen extremistische Bestrebungen
✔ Reichsbürger und Selbstverwalter
✔ Folien, Unterrichtsverlauf und Klassenarbeit