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Fördern von Vielfalt und interkultureller Bildung

© Amy Elting - unsplash
Kulturelle Vielfalt © Amy Elting - unsplash

In unserer weltoffenen Gesellschaft sind Klassenzimmer in Deutschland Treffpunkte diverser Kulturen und verschiedener Herkünfte. Der aktuelle Angriffskrieg Russlands führt zu Fluchtbewegungen und verstärkt die Interkulturalität an den Schulen. 

Die Schwierigkeit vieler Lehrkräfte beim Fördern der Vielfalt liegt oft darin, Chancen zu fördern, um eine wertschätzende Lernumgebung herzustellen, in der alle Schülerinnen und Schüler individuell berücksichtigt werden.

1. Eine positive Klassenkultur

Der erste Schritt einer erfolgreichen interkulturellen Integration in der Schule stellt eine positiv gestimmte Umgebung dar. Eine wertschätzende Atmosphäre entsteht, indem du den gegenseitigen Respekt, die Empathie, Toleranz und Offenheit förderst. 

Dies erfordert viel Zeit, Geduld und Raum, denn es ist nicht einfach, verschiedene Kulturen gleichermaßen in einer Klasse zu integrieren. Viel zu oft werden Differenzen als etwas Schlechtes deklariert, doch diese Ungleichheit solltest du als Lehrkraft berücksichtigen und nutzen, um gemeinsam kulturelle Unterschiede aufzuzeigen, sie zu verstehen und um diese wertzuschätzen.

2. Lerne deine SuS kennen

Sei offen und bringe deiner Klasse ebenfalls einen Umgang bei, der von Aufgeschlossenheit geprägt ist. Das schaffst du, indem du deine Schülerinnen und Schüler in Dialoge treten lässt. Damit sind Gespräche gemeint, in denen die Kinder offen und frei von Urteilen von ihren eigenen Ländern, Kulturen, Sprachen, Religionen, Lebensweisen, individuellen Erfahrungen, Prägungen, Kenntnissen, Besonderheiten und Lebenserwartungen berichten. 

Es ist wichtig, dass du und deine SuS euch für die gegenseitige Geschichte und Herkunft interessiert und sie wertschätzt. Denn werden Differenzen nicht berücksichtigt, so vergrößern sie sich nur. Vielfalt lässt sich nicht vereinheitlichen. Jeder Versuch, eine heterogene Gruppe zu vereinheitlichen, führt eher zu Exklusion.

3. Sensibilisiere

Um Exklusion in der Schule zu vermeiden, ist es wichtig, deine Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren. Sprich mit deiner Klasse und hinterfragt kritisch gemeinsam:

  • Was ist Ausgrenzung?
  • Was sind Vorurteile und wie entstehen diese?
  • Wie kommt es dazu, dass Menschen ausgeschlossen werden?
  • Wieso ist das nicht gerecht, wenn jemand ausgeschlossen wird?
  • Was sind die Gründe für Exklusion und was kann man dagegen unternehmen?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der in Kategorien gedacht wird. Dadurch bewerten wir Menschen – mehr unterbewusst, als bewusst. Diese Kategorien geben uns Sicherheit, da wir einen Maßstab haben, um zu bewerten, was zum Beispiel normal ist und was nicht. Das macht uns handlungsfähig. Doch wie kommen diese Kategorien zustande? Wer erschafft diese Kategorien? Wer entscheidet, was normal und nicht normal ist? Wer profitiert von diesen Kategorien?

Kein Mitglied unserer Gesellschaft möchte als nicht normal bezeichnet und auf diese Weise exkludiert werden, obwohl wir aber alle verschieden sind. Wir wollen normal sein, sind es aber nicht, denn es gibt nicht das eine „normal“.

Tauscht euch auch über Stereotypen aus. Wie ist denn ein „typischer Mann“/eine „typische Frau“/ein „typischer Ausländer“? Was macht den Mann „männlich“/eine Frau „weiblich“/den Ausländer „anders“? Woher kommen diese Vorstellungen und wer hat sie aufgestellt? Sind sie realistisch?

Es ist wichtig, dass du dies deinen Schülerinnen und Schülern vermittelst. Dadurch verstehen sie, wie Vorurteile, Diskriminierung, Stigmatisierungen und Stereotypen entstehen. Vorurteile und Stereotypen existieren, weil wir sie erschaffen haben. Es ist ein Konstrukt unserer Gesellschaft. Verdeutliche deiner Klasse, dass Vorurteile und Stereotypen das widerspiegeln, was wir von den anderen denken und erwarten zu sein, sie spiegeln aber nicht die Wirklichkeit wider, sondern nur ein gewisses Bild, was wir von den Menschen haben. Vorurteile sind gefährlich, dennoch sagen sie mehr über uns aus als über die, die mit den Vorurteilen konfrontiert werden. 

Vorurteile zeigen, was wir von anderen denken oder welches Handeln/Auftreten wir erwarten. Dabei vergessen wir, dass die Realität von anderen immer anders „anders“ ist, als wir denken, weil sich ihre Wirklichkeit nicht mit unserer deckt.

4. Integriere

Statt zu versuchen, Einheit in der Vielfalt zu schaffen, solltest du die Differenzen in die Schule einbauen. Nur so gelingt es dir, die Diversity und interkulturelle Bildung im Unterricht erfolgreich zu fördern.

Zeigt als Schule eure individuellen Herkünfte, malt gemeinsam eine Weltkarte und markiert eure Heimatländer, lernt die Sprache kennen, organisiert kulturelle Schulfeste, kooperiert mit Schulen aus dem Ausland und pflegt Brieffreundschaften, spielt und singt gemeinsam landestypische Lieder, stellt eine Theatervorstellung mit einer bedeutenden Geschichte des Landes auf die Beine. Begib dich mit deinen Schülerinnen und Schülern auf eine kulinarische Reise. Die Möglichkeiten deiner SuS, ihre Erfahrungen in der Schule zu integrieren, sind grenzenlos.

Schaffe dabei auch in der Schule Raum und Zeit für kooperative und partizipative Lernmöglichkeiten. Du kannst dabei auf die Lernmethoden zurückgreifen, die dir bekannt sind: Zeige deiner Klasse, wie sie als Gruppe gemeinsam arbeiten kann. Auf diesem Weg lernen deine SuS nicht nur voneinander, sondern sie formen auch wichtige soziale Fähigkeiten und interkulturelle Kompetenzen aus.

Solch ein vielfältiger Unterricht steigert das Verständnis deiner Schülerinnen und Schüler, erweitert ihren Horizont sowie die Fähigkeit zur Wertschätzung fremder Kulturen.

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