„Behandle dein Gegenüber immer so, wie du von ihm erwartest, dass er dich behandelt.“ – Voltaire (frz. Philosoph, 1694–1778)
In einer heterogenen Klassengemeinschaft, in der viele unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, ist es wichtig, die Kinder von Anfang an in ihren sozialen Kompetenzen zu fördern und zu fordern. Denn nur so kann ein vertrauensvolles Klima geschaffen werden, in dem sich alle wohl und anerkannt fühlen.
Was sind soziale Kompetenzen?
Als soziale Kompetenz bezeichnet man alle persönlichen Fähigkeiten und Einstellungen, die dazu beitragen, das eigene Verhalten von einer individuellen auf eine gemeinschaftliche Handlungsorientierung hin auszurichten.
Wichtige soziale Kompetenzen sind u.a.
- Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl
- Emotionale Intelligenz
- Selbstreflexion, -einschätzung
- Selbstwirksamkeit, Resilienz
- Eigenverantwortung
- Frustrationstoleranz
- Empathie, Einfühlungsvermögen
- Respekt und Toleranz
- Wertschätzung und Hilfsbereitschaft
- Kommunikationsfähigkeit
- Kritikfähigkeit
- Kompromissbereitschaft
- Team- und Kooperationsfähigkeit
- Konfliktfähigkeit
Die Förderung dieser und vieler anderer sozialer Kompetenzen muss gerade in der Grundschule von Beginn an eine pädagogische Grundhaltung und damit integraler Bestandteil des Schulalltags sein.
Soziale Kompetenzen sind ein wesentliches Erziehungs- und Bildungsziel. Ein zentrales Ziel sollte dabei vor allem der Aufbau einer positiven Klassenatmosphäre und die Förderung einer guten Gemeinschaft sein. Die Kinder sollten, neben ihrer eigenen Identitätsfindung, auch die Individualität anderer erkennen und akzeptieren lernen und Verantwortung für sich und andere übernehmen.
Ideen zum Einstieg in das Thema „Sozialkompetenz“ (bzw. zur Vertiefung):
Die Förderung sozialer Kompetenzen als pädagogische Grundhaltung und integraler Bestandteil des Schulalltags kann in vielfältiger Form und jederzeit stattfinden:
- Konkrete Streit-/Konfliktsituationen im Schulalltag können als Gesprächsanlass genutzt werden. Beim gemeinsamen Klären der Situationen trainieren die Kinder u.a. Kommunikations-, Konfliktfähigkeit, Respekt, Toleranz, Kompromissbereitschaft, Empathie etc.
- Die Übernahme sozialer Verantwortung, wie z.B. die Erarbeitung und Einhaltung von Klassenregeln, das Verteilen und Ausführen von Klassendiensten, die Wahl
eines Klassenrates, die Übernahme einer Patenschaft für jüngere Mitschüler u.Ä., fördert ebenfalls zahlreiche soziale Kompetenzen. - Eine gemeinsame Klassenlektüre oder entsprechende Kinderfilme und
Dokumentationen können ebenfalls Anlass und Ausgangspunkt für die Vermittlung sozialer Kompetenzen sein. - Kurze thematische Geschichten können als Gesprächsanlass und Einstieg genutzt werden.
- Weitere Gesprächsimpulse kann entsprechendes Bildmaterial bieten.
Spiele und Impulse zur Förderung von „Sozialkompetenz“
Kennenlernspiel:
Die Kinder laufen herum (z.B. in der Sporthalle, auf dem Schulhof). Auf Ansage hin müssen die Kinder kleine Gruppen bilden oder zumindest einen passenden Partner finden, der z.B. die gleiche Haar- oder Augenfarbe hat, im gleichen Monat Geburtstag hat, Socken in gleicher Farbe trägt u.Ä. Wichtig: Die Ansagen müssen auf die Kinder abgestimmt sein, damit auch wirklich jedes Kind mindestens einen Partner finden kann und am Ende nicht alleine dasteht.
Spiel zur Förderung des Selbstwertgefühls:
Die Kinder sitzen im Sitzkreis (z.B. zum Abschluss des Schultages bzw. der Schulwoche). Nun wird jedem Kind von seinen Mitschülern ein positives Feedback gegeben (z.B. „Ich fand heute besonders nett, dass du mir deinen Stift geliehen hast.“; „Du hast mir heute toll bei den Matheaufgaben geholfen.“ etc.). Dabei sollte darauf geachtet werden, dass jedes Kind bedacht wird (z.B. durch vorheriges Auslosen und Zuteilen der Namen oder eine Meldekette).
Spiel zur Förderung der Teamfähigkeit/Zusammenarbeit (Gruppe):
Gordische Knoten: Die Kinder stehen im Kreis und strecken die Hände aus. Nun fasst jedes Kind die Hände zweier verschiedener Mitspieler. Durch Übersteigen und Unterwinden muss der „Gordische Knoten“ nun gelöst werden.
Spiel zur Förderung der Teamfähigkeit/ (Partner):
Jedes Kind bekommt einen „Tagespartner“, mit dem es den Schultag absolvieren muss (zusammensitzen, Aufgaben lösen, aufräumen, in der Pause spielen etc.).
Dabei können Kinder einander zugeordnet werden, die sonst wenig miteinander zu tun oder evtl. sogar Schwierigkeiten miteinander haben.
Spiel zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit:
Für das Spiel werden Symbolkarten in vier- bis fünffacher Ausfertigung benötigt (Symbole z.B. von einem Eis, Auto, Baum etc.). Jedes Kind erhält eine Symbolkarte. Die Kinder laufen mit verdeckter Karte durch den Raum (z.B. Sporthalle) und müssen ihre Symbolpartner durch Fragen finden, wie z.B. „Hast du auch das Auto?“ So lernen die Kinder, aufeinander zuzugehen und zu kommunizieren.
Spiel zum Umgang mit Wut:
Bewegung tut gut gegen Wut. Die Kinder können z.B. mit den Beinen und Armen strampeln, auf und ab hüpfen, wie Rumpelstilzchen aufstampfen, einmal rund um den Schulhof rennen.
Spiel zur Förderung der Kooperationsfähigkeit:
Die Kinder müssen sich in Dreierteams mithilfe zweier Zeitungsblätter fortbewegen. D.h. die Zeitungen sind zwei Inseln, auf denen die Kinder jeweils stehen dürfen. Rundherum ist Wasser (Boden), in das sie nicht fallen dürfen. Nun müssen sie versuchen, sich von Insel zu Insel fortzubewegen, indem sie immer jeweils auf einem Papier stehen und das andere weiter nach vorne schieben. Dabei muss auf alle Teammitglieder achtgegeben werden, damit keines ins Wasser fällt.
Variation: Die Kinder müssen als Dreierteam auf ihren „Inseln“ einen Parcours bewältigen.
Spiel zum rücksichtsvollen Umgang miteinander:
Eine Partnermassage machen, z.B. mithilfe von kleinen Bällen, Rollen, Federn, Tüchern. Massage in Form einer Geschichte, wie z.B. „Wir backen eine Pizza“ (Pizzateig kneten, belegen etc.); „Das große Gewitter“ (mit Blitzen, Donner, prasselndem Regen, Wind, wärmender Sonne etc.) oder „Im Garten“ (Boden wird geharkt, Samen gepflanzt, die warme Sonne scheint, der Samen wird gegossen, der Samen wächst zu einer Blume etc.).
Spiel zur Förderung der Achtsamkeit:
Die Kinder sitzen im Sitzkreis und spielen das Spiel „Ich packe meinen Koffer“. Statt Anziehsachen packen sie jedoch Begriffe in den Koffer, über die sie sich in letzter Zeit
gefreut haben (wie z.B. „Ich habe mich über einen Regenbogen, den Besuch meiner Oma, einen süßen Hund etc. gefreut.“)
Entspannungsübung:
Die Kinder sitzen im Sitzkreis und schließen die Augen. Nun werden mehrere Gegenstände herumgereicht, die sich schön anfühlen (z.B. eine Kastanie, ein glatter Stein, ein weiches Stück Stoff etc.). Die Kinder müssen die Gegenstände erfühlen, dürfen aber noch nichts sagen, sondern müssen sich die Gegenstände merken. Erst am Ende des Durchlaufs dürfen die Kinder die Gegenstände nennen.