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Filmanalyse im Unterricht

Filmanalyse im Unterricht
Filmanalyse im Unterricht

Sind Filme im Unterricht sinnvoll oder bloßer Lückenfüller? Ein Blick auf die Vor- und Nachteile.

Hand aufs Herz: Wenn euer Lehrer früher den Unterricht mit den magischen Worten „Kann bitte jemand den Fernsehwagen holen? Wir gucken heute einen Film.“ eingeläutet hat, war die Freude groß. Heimlich dachte man sich doch: „Einen Film gucken? Diese Stunde wird entspannt.“ Keine Frage; einen Film zu schauen ist entspannter, als 45 Minuten konzentriert beim Frontalunterricht den Ausführungen des Lehrers zu folgen. Und besonders kurz vor den Ferien, wenn alle Klausuren geschrieben sind und die Noten eh schon feststehen, ist so ein Film im Unterricht ein beliebtes Mittel, um die Zeit möglichst gut „rumzukriegen“.

Gerade dann, wenn man an letztere Situation denkt, ist es nicht verwunderlich, dass Schüler und auch Eltern „Wir gucken einen Film.“ gerne mal mit „Ich hatte keine Lust den Unterricht vorzubereiten.“ gleichsetzen. Ok, ok. Kurz vor den Ferien mag das vielleicht stimmen und kommt gerade den Schülern aber auch nicht ungelegen. Aber warum das Schauen von Filmen im Unterricht nichts mit mangelnder Vorbereitung zu tun haben muss, sondern eine sinnvolle Ergänzung für eine Unterrichtsreihe sein kann, möchten wir uns in diesem Blogbeitrag näher anschauen.

Bewegtbild ist überall

Reels auf Instagram, Tutorials auf YouTube, Tiktok-Videos und Streaming: Bewegtbild ist aus dem Leben junger Menschen nicht mehr wegzudenken. Das Anschauen von witzigen Snaps wird dem Lesen von Büchern in diesen Tagen meist vorgezogen.

Vor diesem Hintergrund kann es auch absolut sinnvoll sein, Schülerinnen und Schüler auch im Unterricht mit den Medien abzuholen, die bei ihnen auf hohe Akzeptanz stoßen und Filme zur Wissensvermittlung als Ergänzung zu Schulbuch und Lektüre einzusetzen.

Zwei große und unserer Meinung nach die beiden wichtigsten Vorteile des Einsatzes von Filmen im Unterricht diese:

1. Geschichten (anders) sehen

Ein (un-)beliebter Klassiker im Englischunterricht: Shakespeare. Selbst für Schülerinnen und Schüler denen Fremdsprachen liegen, können Stücke wie „A Midsummer Night’s Dream“ oder „Much adoe about Nothing“ echte Herausforderungen sein. Shakespeare-Englisch trifft auf eine völlig andere Zeit mit ungewohnten Weltanschauungen. Hier eine Szenen-Analyse schreiben zu müssen – puh, gar nicht so leicht.

Wie wäre es also, wenn ihr euch speziell die Szene, die euer Kurs analysieren soll, nach der gemeinsamen Besprechung in der Klasse anschaut und die Schüler erst dann zu Stift und Papier greifen? Durch das Anschauen der Szene erweckt ihr die Bilder, die die Klasse bereits im Kopf hat, zum Leben. So bekommen die Schülerinnen und Schüler ein noch besseres Gefühl für das bereits Gelesene und das wird sich sicher positiv auf das Verständnis und damit die Analyse auswirken.

2. Höhere Motivation

Bleiben wir beim Shakespeare-Beispiel. Nachdem eure Klasse einzelne Szenen oder vielleicht sogar ein ganzes Stück gesehen hat, können sie sich viel besser in die Epoche oder die einzelnen Charaktere einfühlen. Mimik, Gestik und Emotionen wirklich zu sehen, statt nur darüber zu lesen, das macht einen großen Unterschied. Die besondere Ausdrucks- & Erlebnisqualität, die nicht zuletzt auch durch verschiedene Kameraeinstellungen oder die Musik hervorgerufen wird, hat ein Film einem Buch eben einfach voraus.

Kein Wunder also, dass Schülerinnen und Schüler durch den Film einen ganz anderen Zugang zu „The Merchant of Venice“ finden, der ihnen das Schreiben einer Analyse deutlich einfacher macht. Dieses Erfolgserlebnis sorgt für Motivation und ein ganz anderes Selbstvertrauen in Hinblick auf das eigene Können. Und wir alle wissen, dass wir Dinge besser behalten, wenn wir motiviert und mit Eifer bei der Sache sind. Also eine Win-Win-Situation für Schüler und Lehrer.

Gibt’s auch Nachteile?

Wie bei allem im Leben hat auch diese Medaille zwei Seiten. Eine davon ist natürlich ganz klar die Tatsache, dass Filme meist länger sind als 45 Minuten. Heißt: Man muss den Film auf verschiedene Stunden aufteilen. Wie sinnvoll das ist, kann von einem zum anderen Film unterschiedlich sein.

Nicht zu vergessen, muss Schülerinnen und Schülern klar sein, dass gerade Filme nicht unbedingt die Wirklichkeit und erst recht nicht die Buchvorlage (!) abbilden müssen. Ein „Beruht auf wahren Begebenheiten“ klingt oft vertrauenswürdiger, als es ist. Auch dem Trugschluss den Inhalt des Romans zu kennen, weil man die Verfilmung gesehen hat, sind leider auch schon viele Schülerinnen und Schüler aufgesessen. Und natürlich muss auch klar sein, dass Dokumentationen oft subjektiv sind und nur bestimmte Aspekte eines Themas beleuchten.
Deshalb ist es wichtig, vorher mit seinem Kurs über diese Dinge zu sprechen und Filmbildung mit einzubeziehen. Unsere Politik betrifft uns-Ausgabe Filmbildung im Politikunterricht nimmt dieses Thema in den Fokus.

Filmanalyse leicht gemacht

Wir wollen nicht vergessen: Wie eingangs geschrieben gucken wir Filme im Unterricht ja nicht (nur) zum Vergnügen. So wie das Analysieren von Gedichten, Geschichten und Sachtexten in der Schule auf dem Lehrplan steht, können auch Filme und einzelne Szenen daraus von Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Filmanalyse unter die Lupe genommen werden.

Wie eure Schülerinnen und Schüler eine Filmanalyse am besten angehen, dazu findet ihr in unserem :in Deutsch-Heft „Wie küsst man einen Leguan? – Filmanalyse“ wertvolle Materialien und Tipps. Welche Kameraeinstellungen gibt es? Braucht ein Film wirklich einen Soundtrack oder geht’s auch ohne? Und wie schafft man in einem Film Mitgefühl für einen Charakter? Auf diese und viele weitere Fragen gibt das Heft eine Antwort. Und auch einzelne Szenen werden detailliert betrachtet. Alles schülergerecht für die Sekundarstufe I aufbereitet. Hier könnt ihr ganz unverbindlich einen Blick in die Ausgabe werfen.

Wie sollte eine Filmanalyse aufgebaut sein?

Wie eine Gedichtanalyse folgt natürlich auch die Filmanalyse einem bestimmten Aufbau. Und der sieht in der Regel so aus:

  1. Ihr schaut den Film in der Klasse an – das ist natürlich logisch.
  2. Sammelt gemeinsam erste Eindrücke. Was hat den Schülern gut gefallen? Was hat sie überrascht?
  3. Klärt offene Fragen. So sind alle auf dem gleichen Stand.
  4. Legt den Schwerpunkt der Analyse fest. Das kann eine bestimmte Szene, die Entwicklung eines Charakters oder einer Beziehung oder auch ein Symbol sein, das sich durch den Film zieht.
  5. Ran an die Stifte: Jetzt wird analysiert. Entscheidet vorher, ob ihr alle Analysen als Hausaufgaben einsammelt oder ob einzelne Schüler ihre Texte vorlesen sollen. Letzteres ermöglicht einigen Schülern vielleicht noch einmal neue Sichtweisen zu entdecken.
  6. Vergleicht den Film oder die analysierte Szene mit anderen Quellen. Welche Unterschiede gibt es zwischen Roman und Film? Gerade bei Filmen mit der Einblendung „Beruht auf wahren Begebenheiten“ lohnt sich oft ein Vergleich mit der geschichtlichen Wirklichkeit, um den tatsächlichen Wahrheitsgehalt zu betrachten.

Eine Filmanalyse ist also gar nicht so kompliziert. Und vor allem macht sie Spaß und ist eine tolle Abwechslung.

Filmanalyse als Podcast

Habt ihr auch schon einmal darüber nachgedacht, dass man die Analyse nicht zwingend als Text, sondern vielleicht auch als Podcast aufziehen könnte? So werden praktischerweise noch mehr Sinne angesprochen und das multisensorische Lernen gefördert. Wer beim Stichwort „Podcast“ jetzt denkt „Das ist doch viiiiel zu kompliziert!“, den können wir beruhigen. Denn zu diesem Thema gibt’s ebenfalls einen Blogbeitrag, in dem wir Schritt für Schritt erklären, wie ihr das Projekt „Podcast“ gezielt, einfach und erfolgreich angeht.

Nutzt ihr regelmäßig Filme in eurem Unterricht? Schreibt uns gerne eine Nachricht über das Kontaktformular und teilt eure Erfahrungen mit uns.

Noch ein Tipp zum Schluss

Mit Netflix und Amazon Prime hat man zwar das Gefühl, dass so gut wie alle Filme im Zugriff zu haben sind. Doch vor dem Hintergrund des Urheberrechts gibt’s doch das ein oder andere zu beachten. Was das genau ist, lest ihr auf filme-im-unterricht.de im Beitrag Filme intensiv und legal im Unterricht einsetzen.

Das Heft zum Thema: „Wer küsst schon einen Leguan?“ – Filmanalyse

Das Heft führt in den analytischen und gestaltenden Umgang mit dem Medium “Film” ein, indem das Handwerkszeug zur Filmanalyse vorgestellt und erarbeitet wird. Die Arbeitsblätter und Folien beschäftigen sich außerdem mit den Handlungsmotiven und Figurenkonstellationen und regen zur Auseinandersetzung mit den zentralen Themen des Films an. Dabei kommen sowohl analytische als auch produktive Verfahren zum Einsatz. Mehr zum Heft
„Wer küsst schon einen Leguan?“ – Filmanalyse im buhv.de Shop.

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