Zentrales Erkenntnisziel der Beschäftigung mit der Geschichte der USA ist ein besseres Verständnis der amerikanischen Gegenwart. Das 19. Jahrhundert ist hierfür prädestiniert.
Ist Populismus ein neues Phänomen in den USA?
Geschichte betrifft uns Ausgabe 6/2022
Die prägende Zeit der amerikanischen Geschichte, das 19. Jahrhundert, wird in dieser Ausgabe anhand von inhaltlichen Schwerpunkten für den Unterricht aufbereitet. Die Materialien decken Themen wie das Schicksal der Natives, die Sklaverei, den Sezessionskrieg, die Entwicklung des “Big Business” und den Weg der USA zur Weltwirtschaftsmacht ab.
Das Schicksal der Natives – ein Genozid?
Der Sturm auf das Kapitol, den Sitz des US-Kongresses, durch Anhänger des damaligen Präsidenten Trump, gilt als Zäsur in der amerikanischen Geschichte. Es gibt aber ein historisches Vorbild für den 6. Januar 2021.
Bei der Amtseinführungsparty des Präsidenten Andrew Jackson verwüsteten seine Anhänger die Einrichtung des Weißen Hauses. Dieses historische Exempel ist umso interessanter, da Donald Trump ein Porträt seines aus einfachen Verhältnissen stammenden Vorgängers im Weißen Haus aufhängen ließ. Der Politikstil des Populisten Jackson und dessen Werben um den Common Man erinnert tatsächlich an den unter diversen juristischen Anklagen stehenden potenziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Jacksons Eintreten für die Demokratisierung (z.B. Abschaffung der Zensusbestimmungen im Wahlrecht) auf der einen, das Engagement für die Zwangsumsiedlung der Native Americans und die Unterstützung der Sklaverei machten ihn zu einem polarisierenden Präsidenten. Im Unterricht kann ein Vergleich zwischen diesen beiden Präsidenten gezogen werden. Dabei lernen die SuS Merkmale des Populismus kennen und überprüfen diese an konkreten politischen Handlungen. Wenn du hierfür Unterrichtsmaterialien suchst, findest du diese in der Ausgabe “Die USA im 19.Jahrhundert” von Geschichte betrifft uns auf Seite 8 bis 9.
Die Erschließung des Kontinents prägte das amerikanische Selbstverständnis. Allerdings überlagert der Mythos der Frontier teilweise bis heute das Schicksal der Natives (auch First Peoples oder indigene Bevölkerung). Im Kern der Diskussion steht die Frage, ob das Vorgehen gegen die Natives als Genozid bezeichnet werden kann und damit auch, welche Rolle der Staat und die Ideologie bei den Morden spielte.
Fakt ist, dass die indigene Bevölkerung u.a. auch durch Krankheiten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts von mehr als 600.000 auf unter 250.000 dezimiert wurde.
Die SuS erlernen die UN-Kriterien für einen Genozid und erkennen, wie differenziert im Einzelfall mit diesen Definitionen umgegangen werden muss. Ein Vergleich mit dem Holocaust trägt zur weiteren Analyseschärfe bei. (Mehr dazu in der Ausgabe “Die USA im 19.Jahrhundert” von Geschichte betrifft uns auf Seite 6 bis 7.)
Sklaverei und Bürgerkrieg – Haben die USA aus der Geschichte gelernt?
Die Auseinandersetzung mit der Sklaverei ist ohne eine Verknüpfung mit aktuellen amerikanischen Diskussionen über Rassismus nicht zu behandeln. Die USA sind auch heute noch weit davon entfernt, ein postrassistisches Land zu sein. Am Beispiel der amerikanischen Ikone Abraham Lincoln lernen die SuS, dass Rassismus sehr verschiedene Facetten annehmen kann.
Die Sklaverei als „peculiar Institution“ bildete eine wesentliche, aber nicht die einzige Ursache des Sezessionskrieges (1861-1865). Seit der „Zeitenwende“ des russischen Angriffskrieges bieten sich auch hier sehr aktuelle Anknüpfungsmöglichkeiten. Die SuS hinterfragen Kriegsursachen und überprüfen anhand der Kriterien eines totalen Krieges, ob der Bürgerkrieg Nord gegen Süd der erste moderne Krieg war. Die Reconstruction-Ära stellt die Frage nach einem effektiven Friedensschluss. Arbeitsblätter für diese Themenfelder findest du wieder in der Ausgabe “Die USA im 19.Jahrhundert”auf den Seiten 10, 12 und 13.
Von Rockefeller bis Big Tech: Muss der Kapitalismus gezähmt werden?
Mark Twains Begriff „Gilded Age“ (1873) symbolisiert den rasanten Aufschwung des Landes zu einer wirtschaftlichen Großmacht und die Auswüchse, die diese freie Marktwirtschaft mit sich brachte.
Die Mystery-Methode und das Fallbeispiel Rockefeller führt zu der Frage, ob der Kapitalismus gezähmt werden muss. Der Vergleich zur Diskussion um den richtigen Umgang mit der Marktmacht der amerikanischen Big Tech-Unternehmen ist naheliegend.
Die US-Außenpolitik: Isolationismus oder Weltpolizei?
Die geographische Lage förderte die Neigung zu isolationistischen Tendenzen in den USA. Die Monroe-Doktrin verlangte von den Europäern die Nichteinmischung auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Auf der anderen Seite würden sich die USA aus dem Geschehen im durch einen Ozean getrennten Europa heraushalten. Parallel zum Aufstieg als Industrienation vollzog sich der Eintritt der USA in die Weltpolitik. Dieser Prozess mündete 1917 in den Eintritt in den Ersten Weltkrieg.
Hieraus ergeben sich aktuelle Fragen, die in der Klasse im Stationengespräch diskutiert werden könnten: Benötigen wir heute noch eine „Weltpolizei“? Kann ein Land mit seinen Werten die Welt zu einem besseren Ort machen? Inwiefern halten heute noch Länder andere Staaten in wirtschaftlich-politischer Abhängigkeit (“Dollarimperialismus“)?
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
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- Let’s go to the USA! (Bausteine Englisch)
- The USA in the 21st Century – Still a Land of Promise? (Englisch betrifft uns)
- Living in the USA (:in Englisch)
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