Alles weltweit Großartige, hat sich zuerst in der Fantasie irgendeines Menschen vollzogen. Und wie unsere Welt zukünftig aussehen wird, ist zum Großteil abhängig von der Kraft der Einbildung der heutigen Leseanfänger. Kinder brauchen Bücher (Lesetexte), damit sich ihre Fantasie und Kreativität entwickeln kann.
Das Lesen von Geschichten und Büchern kann den Kindern neue, spannende und fantasievolle Welten eröffnen. Doch leider verbinden viele Kinder und Jugendliche keinen Spaß mit dem Lesen, sondern vor allem negative Erfahrungen und Gefühle. Sie empfinden das Lesenlernen als mühsam und das Lesen von Texten häufig als langweilig. Das kann u.a. an einer unzureichenden Lesekompetenz liegen.
Lesekompetenz ist das Ticket für gesellschaftliche Teilhabe
Über eine Lesekompetenz (reading literacy) verfügt der- oder diejenige, der/die geschriebenen Texte versteht und nutzt und darüber reflektiert, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissenspotenzial weiterentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Lesekompetenz ist die Fähigkeit, einzelne Wörter, Sätze und Texte flüssig zu lesen und zu verstehen. Sie gehört zu den Grundfertigkeiten, die in der Grundschule erworben werden sollten.
Daher sollte den Kindern vom ersten Schultag an (d.h. natürlich möglichst auch schon im Elternhaus und im Kindergarten) Freude am Lesen und positive Erfahrungen mit Büchern und Geschichten vermittelt werden. Daher ist es wichtig, den Lernenden über den schulischen Unterricht hinaus „Lesefutter“ anzubieten und Impulse zu geben, die zum Lesen verlocken und motivieren.
Anregungen zur Förderung der Lesemotivation und -kompetenz:
- Leserituale schaffen (z.B. regelmäßige Vorlesestunden in gemütlicher, stimmungsvoller Atmosphäre)
- feste Vorlesezeiten (z.B. zu Beginn, zum Abschluss der Woche) mit passenden Büchern (z.B. zu den Jahreszeiten, zum gerade behandelten Sachunterrichtsthema, aktuellen Themen/Problemen/Interessengebieten in der Klasse etc.)
- Lesezeiten (Kinder lesen sich gegenseitig vor, lesen in Gruppen oder alleine etc.)
- eine gemütliche Leseecke mit Bücherregal bzw. einer thematischen Bücherkiste, die zu gerade behandelten Themen (z.B. Sachunterrichtsthemen, Jahreszeit, Festen) passt
- Lesenächte in der Schule veranstalten
- regelmäßige Besuche in der Stadtbibliothek (Leseausweis)
- fächerübergreifende Projekte rund um Bücher (handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Kinderbüchern; Geschichte nacherzählen bzw. weiterentwickeln, szenisch darstellen, passende Mal- und Bastelangebote, Leseaufgaben, Schreibanlässe, verklanglichen etc.)
- Lesen „mit allen Sinnen“
- Lesen in sinnvollen Zusammenhängen/Alltagssituationen (Rezepte oder Spiel-/Gebrauchsanleitungen lesen und praktisch umsetzen, nach Einkaufslisten im nahegelegenen Supermarkt einkaufen, Briefe/E-Mails schreiben und lesen, Suchspiele, wie z.B. eine Schatzsuche mit Leserätseln etc.)
- Kinder stellen ihre Lieblingsbücher vor (in Form von Plakaten, kleinen Referaten, kurzer Lesung etc.)
- Lesetagebücher/Lesepässe
- Leseclubs
- Bücher selber zu Hörspielen vertonen und aufnehmen
- Bücher als Theaterstück inszenieren
- Autorenlesungen
- Vorlesepatenschaften (Kinder übernehmen Patenschaften für jüngere Kinder und lesen ihnen regelmäßig vor, organisieren kleine Leseaktionen, stellen ihre Lieblingsbücher vor o.Ä.)
- Veranstaltung von Bücherbasaren/-flohmärkten
- Eltern in Leseaktionen mit einbeziehen, zum Vorlesen zu Hause animieren etc.
Mit Krimis das sinnentnehmende Lesen schulen
Um das Sinnentnehmende Lesen zu schulen, können Rätselgeschichten und Krimis gelesen werden. Denn nur mit genauem, sinnentnehmendem Lesen können kniffelige Lesefälle gelöst werden. Bei der Suche nach dem „Täter“ trainieren die Kinder spielerisch ihre Lesekompetenz. Sie lernen u.a. wichtige Textstellen von unwichtigen zu unterscheiden, aussagekräftige Informationen zu filtern, zu reflektieren und zu verwerten sowie ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Vor allem aber soll ihnen das Lesen Spaß machen. Vielleicht wird ja so ihr Lesehunger ein wenig geweckt.
Zu den Lesetexten, Geschichten und Büchern können begleitende Materialien mit Lösungs- und Arbeitshilfen eingesetzt werden, die die jungen Leser/-innen beim Sinnentnehmenden Lesen unterstützen und ggf. auch Schreibanlässe bieten: Bild- und Schreibvorlagen (z.B. für Täterbeschreibungen, Fahndungsplakate und Steckbriefe), Konzentrations- und Wahrnehmungsübungen, Gedächtnisübungen, Leseschablone.
Differenzierungsmöglichkeiten/Umgang mit Texten:
- Du kannst den Kindern Geschichten und Lesetxte im Klassenverband vorlesen und zunächst gemeinsam besprechen, d.h. zunächst frei erzählen/nacherzählen lassen, Fragen zum Text stellen, ggf. erste Vermutungen äußern lassen, mögliche Weiterentwicklung der Geschichte etc.
- Geschichten und Lesetexte können aber auch von den Kindern abschnittsweise vorgelesen werden (wenn möglich mit verteilten Rollen); dabei können sich die Kinder selber gegenseitig drannehmen, indem sie dem Kind, das weiterlesen soll, einen kleinen Ball o.Ä. zuwerfen.
- Die Kinder können sich Geschichten und Lesetexte in Partnerarbeit gegenseitig leise vorlesen oder still in Einzelarbeit selber lesen. Anschließenden Aufgaben können dann je nach Leistungsstand der Kinder mit Unterstützung des Textes gelöst werden. Wesentlich schwieriger wird es natürlich, wenn z.B. bei Rätselgeschichten die Aufgaben und Fragen aus dem Gedächtnis heraus gelöst/beantwortet werden müssen, ohne dass die Kinder noch einmal im Text nachschauen dürfen.
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Die neuste Iglu Studie zum internationalen Vergleich Texte sinnentnehmend zu lesen wurde im Mai 2023 veröffentlicht.