Epische Texte (Romane, Novellen, Parabeln, Kurzgeschichten usw.) weisen in der Regel eine Erzähltechnik auf, die sich aus zahlreichen Elementen zusammensetzen kann. Sie wirken sich im unterschiedlichen Umfang auf die Darstellung des Inhaltes aus und beeinflussen dadurch die Leseweisen und das Verständnis der Leserinnen und Leser.
Sie setzt sich aus dem Erzählverhalten und der Erzählhaltung zusammen und münden letztendlich in der Darstellungsform. Die Technik werden wir Dir anhand von Textauszügen des Romans “Der Trafikant” von Robert Seethaler erläutern.
Erzählverhalten
Der Erzähler verhält sich entweder als Perspektive einer Figur, nimmt sich völlig zurück oder ist allwissender Erzähler.
Auktoriales Erzählverhalten:
„An einem Sonntag im Spätsommer des Jahres 1937“ … (S. 7)
„In den ersten Wochen …“ (S. 29)
„Im Keller der Gestapo …“ (S. 186)
Personales Erzählverhalten:
In diesem Fall übernimmt der Erzähler die Perspektive einer Person des Romans.
“In ihm war nichts als dumpfe Trauer. Nur schemenhaft nahm er die Trauergäste durch seinen Tränenschleier wahr.” (generelles Beispiel)
Neutrales Erzählverhalten:
“Julia lief in das Restaurant, wo Felix auf sie wartete. Die beiden umarmten sich.”
Gegenbeispiel: “Julia lief schnell in das Restaurant, wo ihr Bruder Felix schon ungeduldig auf sie wartete. Die beiden umarmten sich innig zur Begrüßung”
Erzählhaltung (Vermittlung der fiktionalen Welt)
Die Erzählhaltung kann entweder sachlich, melancholisch, ironisch oder humorvoll sein. Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten.
Beispiel für eine ironische Erzählhaltung:
„Alois Preininger war nach eigenen Angaben der reichste Mann im Salzkammergut.“ (S. 10)
Beispiel für eine sachliche Erzählhaltung:
“Für Frau Huchel hatten diese angenehm verschwitzten Zusammenkünfte […] einen […] angenehmeren Nebeneffekt.“ (S. 11)
Beispiel für eine humorvolle Erzählhaltung:
„Für ihren Sohn wiederum hatte Alois Preiningers Liebesgroßzügigkeit den Vorteil, dass […] ” (S. 11)
Darstellungsform / Erzählerrede
Bei der Darstellungsform unterscheidet man zwischen dem Erzählerbericht, der Beschreibung und dem Kommentar.
Beispiele für einen Erzählerbericht:
„Das Wasser war angenehm kühl. […]“ (S. 13)
Beispiele für eine Beschreibung:
„Frau Huchel war eine schmale Frau in den Vierzigern, immer noch ganz ansehnlich, […]“. (S. 8)
Beispiele für einen Erzählkommentar:
„Vor allem versammelten sich auffällig viele schwarz verschleierte Frauen um das Grab. Es wurde viel geweint […].“ (S. 14)
Deutsch betrifft uns Ausgabe 2/2023
Seethalers Roman eignet sich wegen seiner Vielschichtigkeit sehr gut für den Deutschunterricht ab Klasse 10. Das Werk enthält Elemente des Adoleszensromans. Darüber hinaus handelt es sich auch um einen Liebesroman.
Einen Dialog untersuchen
Eine umfassende Dialoganalyse umfasst insgesamt drei (vier) Arbeitsschritte. Die Szenenanalyse besteht aus der Figurenanalyse und der eigentlichen Dialoganalyse sowie den beiden Kontextuierungen.
1) Kontextuierung I
- Wie kann man die Szene in das Dramengeschehen einordnen?
- Welche Informationen über Figuren, Zeit, Ort und Handlung erhält man?
- Welche inhaltlichen Schwerpunkte enthält die Szene?
2) Szenenanalyse
Figurenanalyse:
- Wie kann man die Figuren beschreiben und deuten?
- Soziale Stellung der Figur z.B.: Adlige(r), familiäre Stellung, …
- Äußere Erscheinung
- Aussehen, Kleidung, …
- Charaktereigenschaften einheitlich, widersprüchlich, …
- Verhaltensweisen und Handlungen
- Aufbegehren oder Resignation, …
- Fremdbestimmung oder Selbstbehauptung, …
- Verhältnis zu den Mitmenschen
- Freundschaft, Feindseligkeit, …
- Wie kann man die Figuren in das Drama einordnen?
- Protagonist oder Antagonist?
- Rollenzuweisungen?
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Dialoganalyse:
- Wie kann man die Kommunikation erschließen und interpretieren?
- Rahmenbedingungen des Gesprächs z.B.: Ort, Zeit, Atmosphäre, …
- Gliederung des Gesprächs monologische/dialogische Anteile, Pausen, …
- Gesprächsgegenstände Inhalte, Meinungen, Überzeugungen, …
- Gesprächsart Unterhaltung, Unterredung, Meinungsaustausch, Streit, …
- Gesprächsverlauf Eröffnung, Beendigung, Entwicklung, …
- Gesprächsverhalten Ziele, Strategien, Redeanteile, …
- Sprachhandlungen, …
- Nonverbale Kommunikation, …
- Regieanweisungen (Nebentexte) erschließbare Gedanken (Subtexte) Gesprächsstörungen Missverständnisse, Irrtümer, Lärm, …
- Figurensprache Hochsprache, Umgangssprache, …
- rhetorische Figuren, …
- geschlechtsspezifisch, …
- Zu welchen Ergebnissen kommen die Gesprächsteilnehmer?
3) Kontextuierung II
- Welche Bedeutung hat die Szene für den weiteren Verlauf des Dramas?
- Welche epochenspezifische Motive und Themen kann man ermitteln?
Weitere Impulse Aufgaben und Informationen findest Du in unserem Heft “Robert Seethaler: Der Trafikant” aus unserer Reihe Deutsch betrifft uns.
Viele Grüße
Deine Lehrerinsel-Redaktion
Ausgaben passend zum Thema
- Robert Seethaler: “Der Trafikant” (Deutsch betrifft uns)
- Katharina Hacker: “Die Habenichtse” (Deutsch betrifft uns)
- Franz Kafka (Deutsch betrifft uns)
Beiträge passend zum Thema
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