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Im Anfangsunterricht die Wahrnehmungsfähigkeit fördern

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Leistungstand von Kindern unterschiedlich © rohappy – Adobe Stock

Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Schule. Gerade im Anfangsunterricht klaffen die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder stark auseinander. 

Unterschiedlicher Leistungsstand

Einige kennen schon erste Buchstaben oder können sogar schon erste Wörter lesen und schreiben, während andere noch Schwierigkeiten mit den ersten Schwungübungen haben.

Diese Heterogenität fordert einen großen Spagat, den Du als Lehrer/-in im Anfangsunterricht
leisten müssen. Die Kinder differenziert zu fördern und sie dort „abzuholen“, wo sie gerade von ihrem Leistungsstand her stehen, erfordert Methodenvielfalt und differenziert ausgearbeitete Lern- und Arbeitshilfen, handlungsorientiertes Unterrichtsmaterial mit einem hohen Aufforderungscharakter und Spiel- und Übungsideen.

Die Fähigkeit zur Wahrnehmung

Gerade in der Schuleingangsphase spielt der Bereich der Wahrnehmung eine zentrale Rolle. Die Wahrnehmungsfähigkeit ist Voraussetzung für die Ausbildung sämtlicher Basiskompetenzen, die für das schulische Lernen von Bedeutung sind (z.B. Auge-Hand-Koordination, Bilateralität, Händigkeit etc.). 

Bei vielen Kindern ist die Wahrnehmungsfähigkeit (sowie Konzentrations- und Merkfähigkeit) eingeschränkt. Und auch in ihrer Orientierungsfähigkeit (z.B. Unterscheidung von Richtungen wie Rechts/Links) haben viele Kinder Schwierigkeiten. Doch gerade diese grundsätzlichen Fähigkeiten sind für das erfolgreiche Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen wichtig. Ohne sie wird es den Kindern z.B. schwerfallen, die Gestalt, Form und Lage mancher Buchstaben zu unterschieden. 

Buchstaben und Worte werden dann verdreht oder verkehrt herum gelesen oder ähnlich aussehende Buchstaben verwechselt. Spielerische Übungen können die Kinder gezielt in den wichtigen Basiskompetenzen fördern.

Spielanregungen zur Förderung der ...

  • visuellen Wahrnehmung (Aufnahme, Verarbeitung visueller Reize): Die visuelle Wahrnehmung muss in folgenden Bereichen gefördert werden:
    Figur-Grund-Differenzierung, Auge-Hand-Koordination, Rechts-Links-Unterscheidung, Größen unterscheiden/Seriation, Raum-Lage-Beziehung, Formwahrnehmung/Formen unterscheiden
    • Sammelsurium: Verschiedene Gegenstände, die die Kinder sich in einem vorgegebenen Zeitraum einprägen müssen. Dann schließen sie die Augen und ein Gegenstand wird entnommen. Welcher Gegenstand fehlt? Variante: Wer kann sich die meisten Gegenstände merken und nennen?
    • Verwandlungskünstler: Drei Kinder stellen sich in einer Reihe auf. Die anderen müssen sich diese Kinder genau anschauen. Nun schließen sie die Augen und die drei Kinder verändern ihr Aussehen (etwas in die Hand nehmen, Position ändern …). Die anderen müssen erraten, was die anderen an sich verändert haben.
  • auditiven Wahrnehmung (Aufnahme akustischer Signale):
    • Bewegungsspiel „Im Zauberwald“: Die Kinder stellen sich als Bäume im Raum auf. Ein Kind bekommt die Augen verbunden und hat sich im dunklen Zauberwald verirrt. Die verzauberten Bäume können aber reden und helfen dem Kind, den Weg durch den Wald zu finden, indem sie ihm Anweisungen zuflüstern (z.B. Stopp, rechts, links, zurück, vorwärts, rückwärts).
    • Geräuschmemory: Je zwei Filmdöschen sind mit dem gleichen Material gefüllt (z.B. Sand, Steinchen, Reis, Wasser). Die Kinder müssen anhand der Geräusche die passenden Pärchen finden.
  • vestibulären Wahrnehmung (Gleichgewichtssinn):
    • Bewegungsspiel „Seiltänzer“: Die Kinder balancieren ein Seil entlang. Dabei führen sie, nach Anweisung, verschiedene Bewegungsarten aus (z.B. auf Zehenspitzen bzw. rückwärts laufen, auf einem Bein hüpfen, mit geschlossenen Augen).
    • Bewegungsspiel „Eisscholle“: Die Kinder bilden Paare. Jedes Paar bekommt zwei Zeitungen (Eisschollen). Nun müssen sich die Kinder gemeinsam von einer Eisscholle zur anderen bewegen (auf einer Eisscholle stehen sie, die andere wird nach vorne gelegt, um sie als Nächstes zu betreten). Auf ein Signal hin verkleinern sich die Schollen (d.h. die Zeitungen werden gefaltet). Welches Paar kann auf den schmelzenden Eisschollen den weitesten Weg zurücklegen ohne herunterzufallen?
  • taktilen Wahrnehmung (Haut-/Tastsinn): Die Kinder ertasten verschiedene Gegenstände bzw. ihre Eigenschaften in einem Fühlsack / einer Fühlkiste:
    • verschiedene Gegenstände erkennen und benennen, wie z.B. Schulutensilien (Stift, Lineal, Radiergummi u.Ä.).
    • verschiedene Eigenschaften erkennen und benennen, wie z.B. weich, hart, glatt, rau, flauschig
    • verschiedene Materialien (z.B. Stoff, Plastik, Holz, Papier)
    • passende Paare finden (z.B. gleiche Gegenstände, Formen, Materialien oder Eigenschaften).
  • kinästhetischen Wahrnehmung (Eigen-/Körperwahrnehmung):
    • Bewegungsspiel „Hexenmeister“: Die Kinder laufen im Raum herum. Der „Hexenmeister“ geht auf ein Kind zu und tippt es mit seinem Zauberstab an einem Körperteil an. Dieses Körperteil kann das Kind vorübergehend nicht bewegen. Es muss aber trotzdem versuchen, weiterzulaufen. Nach kurzer Zeit „befreit“ der „Hexenmeister“ das Kind von dem Zauber, indem er ein anderes Körperteil antippt.
    • Bewegungsspiel „Marionette“: Die Kinder sind Marionetten, die nach Anweisungen ihre einzelnen Körperteile bewegen müssen (z.B. „Hebe deinen rechten Arm, schüttele deinen Kopf, wackele mit dem linken Fuß, strecke dein rechtes Bein …).

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